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Der "liebevolle Ehemann" bei seiner Verhaftung: "El Chapo" Guzman.

© AFP

Mexiko: Drogenboss "El Chapo" wirft Behörden Folter vor

Joaquín "El Chapo" Guzmán klagt über Folter im Gefängnis. Er werde alle vier Stunden geweckt. Auch seine Frau macht sich Sorgen um ihren "liebevollen Ehemann".

Der mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán wirft den Behörden des Landes Folter während seiner erneuten Inhaftierung vor. Er leide unter anderem unter Schlafentzug, erklärte der Chef des Sinaloa-Kartells in einem am Montag in Mexiko-Stadt veröffentlichten Schreiben. Auch das Tageslicht sehe er so gut wie nie, zitierte der Sender Radio Fórmula aus der Erklärung. Diese war vor einer Woche einem Richter vorgelegt worden.

„El Chapo“ war im Januar den Ermittlern ins Netz gegangen, ein halbes Jahr nach seinem spektakulären Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Der mächtige Drogenbaron war 2001 bereits einmal aus einer mexikanischen Haftanstalt getürmt. Nun soll er sobald wie möglich an die USA ausgeliefert werden.

Wohl aus Angst vor einem neuen Ausbruch wird Guzmán nun rund um die Uhr in dem Gefängnis bewacht, aus dem er im Juli durch einen bis zu seiner Zelle gegrabenen Tunnel geflohen war. In seinem Schreiben klagte „El Chapo“, dass er jede vierte Stunde geweckt werde. Er leide deswegen unter Bluthochdruck. Am Wochenende hatte auch Guzmáns Ehefrau in einem Interview gesagt, sie mache sich Sorgen um das Leben ihres Mannes.

Ehefrau von Drogenboss sieht ihren Mann falsch dargestellt

Er sei ein liebevoller Ehemann, und das von ihm gezeichnete Bild eines berüchtigten Drogenbosses ist völlig übertrieben: So stellte es Guzmáns Ehefrau Emma Coronel in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem spanischsprachigen US-Fernsehsender Telemundo dar. Die frühere Schönheitskönigin Coronel sagte, die mexikanische Regierung habe Guzmán als den meistgesuchten Drogenboss der Welt dargestellt - doch "das bedeutet nicht, dass er der meistgesuchte Drogenboss war".

Warum die Regierung ihren Mann so darstelle, wisse sie nicht, möglicherweise wolle sie "wichtigere Dinge verbergen", sagte die 26-Jährige. "Aber was sie über ihn sagt, erscheint mir sehr übertrieben." Guzmán sei ein aufmerksamer Ehemann, er sei intelligent und humorvoll, sagte Coronel, die nach eigener Darstellung nichts von den kriminellen Machenschaften ihres Mannes wusste: "Ich weiß nichts davon, dass er mit Drogen handelte", sagte sie in dem Interview.

Sie bestritt auch Angaben, wonach "El Chapo" zu den reichsten Männern der Welt zählt. Sie wisse nicht, wo die angeblichen Milliarden seien, die ihr Mann besitzen solle. Dass ihr Ehemann "blutrünstig und sogar ein Vergewaltiger" sei, sei ebenso falsch. "Ich weiß nicht, wo sie so etwas herhaben", sagte Coronel. "Es ist sehr ungerecht, so gemeine Dinge über ihn zu sagen." Was über ihren Mann gesagt werde, seien "reine Mutmaßungen", er sei niemals von einem Gericht verurteilt worden.

In einem filmreifen Ausbruch war "El Chapo" im Juli durch einen zu seiner Gefängniszelle führenden Tunnel entwischt - es war bereits sein zweiter Gefängnisausbruch. Nach monatelanger Fahndung wurde der 58-Jährige am 8. Januar gefasst. Coronel soll Guzmán 2007 als 18-Jährige geheiratet haben und mit ihm zwei Töchter haben. "Sie lassen ihn nicht schlafen, er hat keine Privatsphäre, um auf Toilette zu gehen, sie verwehren ihm sogar den Hofgang." Coronel wurde kürzlich ein Besuch bei Guzmán verwehrt, weil die Behörden die Eheschließung als ungültig ansehen. (AFP)

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