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Der Chef des mozambikanischen Civil Aviation Institute, Joao Abreu, zeigt den neuen Fund.

© REUTERS

Malaysia Airlines: Eine neue Spur zu Flug MH370?

Ist das Wrackteil, das am Strand von Mosambik gefunden wurde, eine Spur zur verschwundenen Maschine von Flug MH370?

Kurz vor dem zweiten Jahrestag des mysteriösen Verschwindens des Malaysia-Airlines-Fluges MH370 ist möglicher Weise ein zweites Wrackteil der Boeing 777 entdeckt worden. Ein an der Küste des südostafrikanischen Staats Mosambik gefundenes Trümmerstück könnte von einer Maschine dieses Typs stammen. Das Flugzeug war am 8. März 2014 mit 239 Insassen mutmaßlich südwestlich Australiens in den Indischen Ozean gestürzt. Dort wird die bisher vergebliche Unterwassersuche fortgesetzt.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass ein amerikanischer Tourist am Strand von Vilankulos im südostafrikanischen Mosambik ein etwa 90 mal 70 Zentimeter großes, dreieckiges Metallstück gefunden hat. Es weist eine Reihe von Nietlöchern auf und trägt die bei Flugzeugen übliche Aufschrift „No Step“ (nicht betreten). Nach Ansicht von Experten könnte es sich um ein Teil der Höhenflosse handeln. Es bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass es von einer Boeing 777 stammt, schrieb der malaysische Verkehrsminister Sri Liow Tiong Lai auf Twitter, warnte aber zugleich vor „übertriebenen Spekulationen“. Nach Angaben des australischen Verkehrsministers Darren Chester wird das Teil jetzt nach Australien gebracht, um dort von Behördenvertretern aus beiden Ländern sowie internationalen Experten untersucht zu werden.

Bereits am 29. Juli 2015 war auf der rund 2100 Kilometer östlich von Mosambik gelegenen Insel La Réunion eine Flügelklappe der verschollenen Boeing angespült worden. Auch der jetzige Fundort stimmt Chester zufolge mit dem von der australischen Transportsicherheitsbehörde berechneten Strömungsmodell zusammen und bestätigt den vermuteten Absturzort im südöstlichen Indischen Ozean. Die Spezialisten haben dort ein 120.000 Quadratkilometer großes Suchgebiet festgelegt, das rund 2000 Kilometer westlich von Perth beginnt und sich von dort aus rund 1500 Kilometer in Richtung Südwesten erstreckt. Dort wird mit vier Spezialschiffen der Meeresboden untersucht. Im Dezember war Hoffnung aufgekommen, als per Sonar ein großes Metallobjekt geortet wurde. Es erwies sich jedoch als ein mehr als 100 Jahre altes Schiffswrack. Bisher wurden australischen Behörden zufolge rund 85.000 Quadratkilometer ergebnislos überprüft. Bis zum Sommer soll die Aktion abgeschlossen sein. Ist das Flugzeug dann nicht gefunden, wird die Suche eingestellt – wenn es bis dahin keine neuen Erkenntnisse gibt.

Nach wie vor ist es ein Rätsel, was sich abgespielt hat

Damit wollen sich die Angehörigen der verschollenen Passagiere, die überwiegend aus China stammen, nicht zufrieden geben. Die Unterstützergruppe „Voice 370“ hat auf Facebook eine Kampagne gestartet, die eine Fortsetzung der Suche über den Sommer hinaus fordert. Unter dem Motto „The cry for truth“ (Der Schrei nach Wahrheit) beklagt man auch die unzulängliche Information über den Stand der Ermittlungen durch die Behörden.

Die Boeing 777 war in Kuala Lumpur nach Beijing gestartet. Bereits über dem Golf von Thailand wurden alle Kommunikationseinrichtungen bordseitig unterbrochen und die Maschine verschwand von den Radarschirmen der zivilen Fluglotsen. Militärische Radaraufzeichnungen belegten später, dass die Boeing gewendet und Malaysia in Ost-West-Richtung überquert hatte, bevor sie vor der Nordspitze des indonesischen Sumatra außer Reichweite der Antennen geriet.

Wie die spätere Auswertung der Daten von Nachrichtensatelliten ergab, muss die Boeing dann in Richtung Süden abgedreht sein und Kurs auf eines der entlegensten Gebiete des Indischen Ozeans genommen haben. Die Satelliten hatten immer wieder vergeblich versucht, eine Verbindung zu der Maschine herzustellen. Aus den Sendezeiten und den Laufzeiten der Signale wurde das vermeintliche Absturzgebiet südwestlich Australiens berechnet. Es wird vermutet, dass Flug MH370 dort rund sieben Stunden nach dem Abbruch der Kommunikation aus Treibstoffmangel ins Meer stürzte. 52 Tage lang suchten die Besatzungen von 89 Flugzeugen und 80 Schiffen aus 26 Ländern im Zuge der größten Rettungsaktion aller Zeiten vergeblich nach Überlebenden, Wrackteilen und den Flugschreibern. Danach wurde die Unterwassersuche eingeleitet.

Nach wie vor unklar ist, was sich an Bord des Flugzeuges abspielte. Die Theorien reichen von einem technischen Defekt über die Selbsttötung eines Piloten bis zu einer Entführung oder einem Anschlag. Immerhin hat der Fall dazu geführt, dass Flugzeuge künftig mit besseren Systemen zur Positionsbestimmung auch in abgelegenen Bereichen ausgestattet werden und Flugdatenschreiber künftig 90 statt bisher 30 Tage lang Funksignale zur Lokalisierung senden müssen.

Rainer W. During

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