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Winterlandschaft. Wanderer auf dem Kahlen Asten im Hochsauerland.

© dpa

Sibirische Kälte: Es ist eisig. Die Sonne scheint. Cooper kommt

Eine ganz spezielle Wetterlage schaufelt die sibirische Kälte nach Deutschland – sie kann wochenlang stabil bleiben. Wird der Winter so extrem wie 1956?

Von Andreas Oswald

Eigentlich hat der Mini keine Werbung nötig. Trotzdem ließen es sich die Autovermarkter nicht nehmen, den Namen für das derzeitige Hoch zu kaufen, das Deutschland rekordverdächtige sibirische Kälte beschert. „Cooper“ lautet das Hoch, das über Russland und dem Polarmeer liegt und das sich in den kommenden Tagen mit einem weiteren Hoch vereinen wird. Eigentlich lässt die Freie Universität, die die Namen verkauft, um mit dem Geld Studenten auszubilden, keine Werbung zu, aber da „Cooper“ ein zulässiger Vorname ist, rutschte das durch.

Ob es am Ende wirklich Werbung sein wird, wird sich zeigen. Was gibt es Schöneres als klirrende Kälte mit extrem trockener Luft und strahlender Sonne, die von einem blauen Himmel scheint. Städte und Landschaften, die von feinem Schneestaub bedeckt sind. Zugefrorene Seen, auf denen Kinder Schlittschuh laufen. Ganz so weit ist es noch nicht, aber selbst der Bodden friert bereits langsam zu. Ebenso die Oder, auf der der Schiffsverkehr heute eingestellt werden soll.

Minus 20 Grad sagt Thomas Ruppert für Teile des Bayerischen Waldes und das Erzgebirge am Freitag voraus. Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagt, dass Freitag der Höhepunkt der Kältewelle erreicht werde. Anschließend könnte es geringfügig milder werden, es bleibt aber eisig.

Hintergrund der Kältewelle ist eine ganz spezielle Großwetterlage. Dabei dreht sich das mächtige Hoch im Nordosten im Uhrzeigersinn. Gleichzeitig gibt es im Süden ein Tief, das sich gegen den Uhrzeigersinn bewegt. Gemeinsam schaufeln sie geradezu die eiskalten, sibirischen Luftmassen aus dem Osten nach Westen. Friedemann Schenk, Meteorologe an der Freien Universität, sagt, diese Wetterlage sei in dieser ausgeprägten Form, vor allem in ihrer räumlichen Ausdehnung, äußerst selten. Schenk, der die Berliner Wetterkarte betreut, verweist auf das Jahr 1956. Damals seien der Dezember und der Januar ebenfalls sehr milde gewesen, anschließend sei der gesamte Februar eisig kalt gewesen. Es war der zweitkälteste Februar des gesamten Jahrhunderts. Minus 22,5 Grad war1956 die kälteste Tagesmitteltemperatur, die in diesem Februar in Dahlem gemessen wurde.

Die allerkälteste Tagesmitteltemperatur, die je in Dahlem gemessen wurde, lag bei minus 26 Grad. Das war auch in einem Februar. Am 11. des Jahres 1929. Der kälteste Wert, den der Deutsche Wetterdienst jemals in Deutschland registriert hat, liegt bei minus 37,8 Grad, gemessen einen Tag später im bayerischen Wolnzach-Hüll nördlich von München. Wie lange dauert die Kältephase diesmal? Ruppert vom DWD spricht vorsichtig von zehn Tagen. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass sie länger dauert.

Lange genug auf jeden Fall, um sie ausgiebig zu genießen. Klaus Adler von der Wetterwarte auf dem Brocken hat gute Nachrichten. „Es liegen 175 Zentimeter Schnee“, sagte er dapd. Der Meteorologe rät aber, sich warm anzuziehen. Bei einer Windstärke von 90 Kilometern in der Stunde und leichtem Schneetreiben wurden am Montag nur minus elf Grad Lufttemperatur gemessen. Wegen des Windes waren es aber gefühlte minus 37 Grad. „Die Kälte geht durch Mark und Bein“, sagte Adler.

Da, wo die Kälte herkommt, in Sibirien, herrschen minus 45 Grad. Auf ihrem Weg nach Deutschland heizt sich die Luft um etwa 30 Grad auf.

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