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Einer von 400 000 bei der Klimademonstration in New York 2014. Leonardo DiCaprio hat 1998 zum ersten Mal vom Klimawandel gehört. Der damalige Vizepräsident Al Gore hat ihm erklärt, was Treibhausgase in der Atmosphäre anrichten. Di Caprio sagt über ihn: "Er hat mit allem Recht gehabt."

© Eduardo Munoz/REUTERS

Kostenlose Doku: Leonardo DiCaprio filmt den Klimawandel

Der Hollywood-Schauspieler hat die Schauplätze des Klimawandels besucht. Sein Film will aufrütteln und ruft zum Handeln auf. Bis zum 7. November ist er im Internet kostenlos zu sehen.

„Stopp“, ruft der Klimaforscher Jason Box. Leonardo DiCaprio bleibt stehen – und blickt in einen blau-weiß schäumenden Abgrund schnell fließenden Schmelzwassers. Die Szene ist auf Grönland gedreht. Der Hollywood-Schauspieler und Oscar-Gewinner DiCaprio ist zwei Jahre lang zu den Schauplätzen des Klimawandels gereist. Er hat sich von Wissenschaftlern den Klimawandel erklären lassen, hat den amerikanischen Präsidenten Barack Obama interviewt und mit dem Papst geredet. Das Ergebnis ist der 96-minütige Dokumentarfilm „Before the Flood“. In den USA ist er gerade in die Kinos gekommen. Er soll in 47 Sprachen weltweit gezeigt werden.

Die Dreharbeiten von Fisher Stevens, der Regie geführt hat, haben mit Leonardo DiCaprios Rede vor dem Klimagipfel des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon 2014 in New York begonnen. Der Film nimmt die Zuschauer mit auf eine Bildungsreise zum Klimawandel. 2014 hatte Ban Ki Moon den Schauspieler zum Friedensbotschafter für Klima ernannt. Obwohl DiCaprio sich seit Jahren für den Erhalt der Umwelt einsetzt und schon im Jahr 2000 beim Earth Day in Washington einen großen Auftritt hatte, sagt er im Film: „Ich erkannte, wie wenig ich wusste.“ DiCaprio erzählt, wie bedrückend das Thema für ihn geworden ist: „Wenn man mit jemandem über das Klimathema sprechen will, schaltet er einfach ab.“ Und „wenn die UN wüssten, wie pessimistisch ich bin, haben sie vielleicht den falschen ausgesucht“, erzählt er weiter.

Der Film zeigt ihn im hohen Norden, in den vom Untergang bedrohten pazifischen Inselstaaten Kiribati und Palau, im Hubschrauber über dem brennenden Regenwald von Indonesien – „Willkommen in Sumatra“, sagt die indonesische Umweltschützerin Farwiza Farhan und zuckt die Schultern. Er schaut sich die verwüsteten Landschaften der Ölsandförderung im kanadischen Alberta an und taucht mit einem Meeresforscher in ein abgestorbenes Korallenriff.

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Dass der Film trotzdem keine Depressionen auslöst, hat mit DiCaprios Interviews zu tun. Im Gespräch mit Elon Musk, dem Gründer von Tesla, oder mit dem Astronauten und Klimaforscher Piers Sellers klingt der Kampf gegen den Klimawandel ziemlich machbar. Piers Sellers erzählt von seinem unheilbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs, der ihm nicht mehr allzu viel Zeit lassen werde. „Was ist mir in der verbleibenden Zeit noch wichtig?“, fragt Sellers und zeigt DiCaprio die Polschmelze – über Messungen der Nasa-Satelliten in Echtzeit. Aber die Katastrophe ist noch aufzuhalten, da ist sich Sellers sicher. Barack Obama sieht das nach dem Erfolg des Pariser Klimaabkommens genauso. Leonardo DiCaprio selbst klingt am Ende seiner Reise viel kämpferischer. Bei der Zeichnungszeremonie des Abkommens im April in New York ruft er zum Handeln auf. Den Staats- und Regierungschefs sagt er: „Sie sind die letztbeste Hoffnung für die Erde.“

Wenn konservative Medien wie Fox-News oder die britische „Daily Mail“ Leonardo DiCaprio dafür kritisieren, dass er im Privatflugzeug für einen Tag nach New York jettet, um eine Umweltauszeichnung entgegenzunehmen, dürfte ihn das ärgern. Er reflektiert im Film selbst über seinen großen persönlichen ökologischen Fußabdruck. Aber treffen tut ihn das nicht sehr. Sein Umweltengagement reicht weit in die Vergangenheit. Schon mit dem Dokumentarfilm „The 11th Hour“ warb er 2007 für mehr Klimaschutz. Zudem beruhigt er sein Gewissen mit freiwilligen Kompensationszahlungen für den Klimaschutz und die Investitionen seiner Stiftung in Naturschutzprojekte in aller Welt. Was ihn aber sichtlich getroffen hat, war die Kritik der indischen Umweltwissenschaftlerin Sunita Narein. Der Stromverbrauch eines Amerikaners, rechnet sie ihm vor, reiche für 64 Nigerianer und 34 Inder. „Wir müssen Lebensstil und Konsum ins Zentrum der Verhandlungen rücken“, sagt sie. DiCaprio rutscht peinlich berührt auf seinem Stuhl herum – und weiß nicht, was er dazu sagen soll. Das sei, worüber 26 Jahre lang bei Klimagipfeln verhandelt worden ist, stellt er fest.

„Before the Flood“ ist bis zum 7. November kostenlos im Internet zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=90CkXVF-Q8M

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