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Charles III. und Präsident Emmanuel Macron legen am Grab des Unbekannten Soldaten einen Kranz nieder.

© REUTERS/Pool

Mit sechsmonatiger Verspätung: Charles III. besucht erstmals als König Frankreich

Bereits im März wollte Charles III. Frankreich erstmals als König besuchen, doch wegen der Proteste gegen die Rentenreform wurde daraus nichts. Nun holt das royale Paar diesen Besuch nach.

Nun haben Sie es doch noch nach Paris und zum Triumphbogen geschafft, der britische König Charles III. und seine Ehefrau, Königin Camilla. Nachdem die französische Premierministerin Élisabeth Borne die beiden am Mittwoch am Pariser Flughafen Orly empfing, trafen sie an dem berühmten Monument auf den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und die First Lady, Brigitte Macron.

Die britische und die französische Nationalhymne erklangen, Macron und Charles entfachten die dortige Ewige Flamme neu und legten Blumenkränze am Grab des Unbekannten Soldaten ab. Auf sehr feierliche Weise begann so der dreitägige Staatsbesuch des royalen Paars in Frankreich, wie er eigentlich im März geplant war.

Damals hatten die heftigen Proteste gegen Macrons Rentenreform ihn dazu gezwungen, die Visite des britischen Königspaars kurzfristig zu verschieben. Es hätte der erste Staatsbesuch im Ausland von Charles und Camilla seit ihrer Thronbesteigung vor einem Jahr sein sollen. Stattdessen reisten sie direkt nach Deutschland, das nach den ursprünglichen Plänen ihr zweites Ziel hätte sein sollen. Es war eine Schmach für Frankreich – und für Macron. Nun kam es doch noch zu der minutiös geplanten offiziellen Visite.

Auf die politischen Gespräche folgen die prächtigen Bilder

Deren Hintergrund sei die „Festigung der Bande zwischen beiden Ländern“, wie es vorab von Beratern im Élysée-Palast hieß. Im März trafen sich der französische Präsident und der britische Premier Rishi Sunak zu einem bilateralen Gipfel, dem ersten seit vier Jahren. Zu angespannt waren bis dahin die Beziehungen der Nachbarn infolge des Brexit, der Streitigkeiten um Migranten und um Fischereirechte. Am Dienstag empfing Macron den britischen Oppositionsführer und Chef der Labour-Partei, Keir Starmer. Auf die politischen Gespräche folgen nun die prächtigen Bilder an der Seite der Monarchen.

Seit zwei Monaten arbeiten wir intensiv an der Vorbereitung dieser schwierigen Woche

Gérald Darmanin, Frankreichs Innenminister, über die Besuche von Charles III. und des Papstes 

Aber nicht nur, denn auch Macron und Charles hatten ein Tête-à-Tête, um über drängende Fragen zu sprechen. Es ging um internationale Themen wie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, aber auch um die Beziehungen beider Länder zueinander. Vom britischen König ist bekannt, dass er sehr gut Französisch beherrscht, Macron spricht flüssig Englisch.

Als Höhepunkt der Visite war ein Staatsbankett am Abend im Schloss von Versailles geplant, mit blauem Hummer und Bresse-Huhn, einer Spezialität aus dem Burgund. Geladene Gäste waren auch Stars wie der britische Schauspieler Hugh Grant, der Sänger Mick Jagger oder auch die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg, die Tochter von Serge Gainsbourg und der jüngst verstorbenen Britin Jane Birkin.

Der Papst kommt am Freitag nach Marseille

Laut Élysée-Palast handelte es sich bei der Wahl des Ortes um eine Anspielung auf die vor einem Jahr verstorbene Königin Elisabeth II., die 1972 bei ihrem zweiten Staatsbesuch in Frankreich ebenfalls in dem einstigen Herrschaftssitz des Sonnenkönigs Ludwig XIV. empfangen wurde. Außerdem gehe es darum, das Gastgeberland „strahlen zu lassen“ – was im März gehörig misslungen war. Am heutigen Donnerstag wird Charles, der im Frühjahr ebenfalls eine Rede im Deutschen Bundestag hielt, vor den Mitgliedern des französischen Senats sprechen.

Außerdem informiert er sich vor Ort über den Fortschritt der Restaurierungsarbeiten der Kathedrale Notre-Dame, die Ende nächsten Jahres wieder öffnen soll. Königin Camilla und Brigitte Macron lancieren einen franko-britischen Literaturpreis, außerdem sind Besuche im Kulturzentrum 19M und in der Kathedrale der nördlichen Vorstadt Saint-Denis geplant, wo die französischen Königinnen und Könige begraben liegen.

Nach einer Diskussionsrunde im Museum für Naturgeschichte zur Frage der Finanzierung des Klimaschutzes am Donnerstag bricht das königliche Paar am Freitag nach Bordeaux auf, um dort ein renommiertes Bio-Weingut zu besichtigen. Die Weinregion im Südwesten des Landes ist bei Briten äußerst beliebt.

In Sachen Sicherheit fährt Frankreich ein Großaufgebot auf. „Seit zwei Monaten arbeiten wir intensiv an der Vorbereitung dieser schwierigen Woche“, räumte Innenminister Gérald Darmanin ein. Denn Frankreich empfängt nicht nur die britischen Royals. Am Freitag und Samstag kommt auch Papst Franziskus nach Marseille, wo er eine Messe in einem Stadium halten wird.

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