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Fall Mitja: Mutmaßlicher Mörder gefasst

Knapp eine Woche nach dem gewaltsamen Tod des neunjährigen Mitja aus Leipzig ist sein mutmaßlicher Mörder gefasst worden. Er wollte sich am Donnerstagmorgen durch einen Sprung vor eine fahrende Straßenbahn umbringen.

Leipzig/Schkeuditz - Gegen 0.45 Uhr warf er sich in Schkeuditz bei Leipzig - etwa 200 Meter vom Fundort der Leiche entfernt - vor eine fahrende Straßenbahn, teilte die Polizei mit. Er kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus, war am Morgen aber außer Lebensgefahr. Der mehrfach vorbestrafte Kinderschänder Uwe K. soll Mitja sexuell missbraucht und anschließend erstickt haben. Die Leiche wurde in dessen Gartenlaube gefunden.

"Der Tatverdächtige war trotz schwerer Verletzungen ansprechbar und ist deshalb eindeutig identifiziert", sagte ein Polizeisprecher. Der Mann habe an den Gleisen gehockt und sei dann vor die Bahn gesprungen. Nach Angaben der Feuerwehr wurde der 43-Jährige von der etwa 40 Stundenkilometer schnellen Bahn trotz Vollbremsung rund 15 Meter mitgeschleift. Dabei wurde er unter dem Triebwagen eingeklemmt. Laut Polizei hatte der Straßenbahnfahrer den Mann sofort erkannt.

Polizeipräsident: "Den lassen wir keine Sekunde aus den Augen"

Am Morgen wurde Uwe K. unter strenger Überwachung in einem Leipziger Krankenhaus ärztlich versorgt. Ob er noch am Donnerstag vernommen werden könne, war von der Einschätzung der Mediziner abhängig. "Den lassen wir jetzt keine Sekunde aus den Augen", sagte Polizeipräsident Rolf Müller.

Das Ergreifen sei ein Erfolg der massiven öffentlichen Fahndung. "Die Teamarbeit von Polizei, Bevölkerung und Medien hat den Gesuchten nie zur Ruhe kommen lassen", sagte Müller nach der Festnahme des 43-Jährigen. Es habe seit vergangenem Sonntag insgesamt 210 Hinweise aus der Öffentlichkeit gegeben, denen rund um die Uhr mit mehr als 100 Polizisten nachgegangen wurde. "Das hat uns darin bestätigt, mit unserer Suche in dem Bereich nördlich von Leipzig zu verharren", sagte Müller. Die kontinuierliche Information der Bevölkerung über die Medien habe den hohen Druck aufrecht erhalten. "Wir waren im Indianerprinzip in den Bereichen rund um Schkeuditz immer präsent, so dass sich der Mann praktisch nirgends sicher fühlen konnte."

Täter blieb in der Nähe seines Wohnortes

Schließlich habe die Zermürbungstaktik den Gesuchten in die Enge getrieben. "Dass der Mann sich dann 200 Meter vom Fundort der Leiche und seinem Wohnort entfernt, vor eine Straßenbahn stürzt, war so nicht vorhersehbar", sagte der Polizeichef. "Den kleinen Mitja macht das alles nicht wieder lebendig, aber es ermöglicht der Familie, jetzt zur Ruhe zu kommen." Die Eltern des getöteten Neunjährigen seien unmittelbar nach dem Ergreifen informiert worden.

Die Spurensicherung wurde am Morgen abgeschlossen. Zu den Details des Fahndungserfolges wollten die Ermittler am Vormittag die Presse informieren. Seit dem Fund der Leiche am vergangenen Samstag hatte die Polizei fieberhaft nach Uwe K. gesucht. Er war auf dem Foto einer Überwachungskamera in einer Straßenbahn mit dem Jungen kurz vor dessen Tod zu sehen. Ein Gartennachbar hatte ihn daraufhin identifiziert.

Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Gesuchte zwischen 1981 und 1998 bereits fünf Mal wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war. Daraufhin waren erneut Forderungen nach härteren Strafen, lebenslangen Kontrollen und Sicherungsverwahrung für Triebtäter laut geworden. (tso/dpa)

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