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Ein Streifenwagen vor dem Hauptbahnhof in Köln. Hier treibt laut der Opferschutzorganisation "Weißer Ring" bereits seit Jahren eine Gruppe organisierte Diebstähle.

© dpa

Übergriffe auf Frauen in Köln: Opferschützerin ist sich sicher: Täter sind bekannt

Für Marianne Weich vom Weißen Ring in Köln steht fest, dass es sich bei den Tätern zu Silvester um eine bereits bekannte Gruppe von Intensivtätern handelt.

Marianne Weich arbeitet seit 28 Jahren für die Opferschutzorganisation Weißer Ring in Köln und war bis zu ihrer Pensionierung bei der Kölner Kriminalpolizei im Opferschutz tätig. Sie ist sich sicher, dass es sich bei den jüngsten Übergriffen auf Frauen an Silvester um bekannte Täter handelt. "Es gibt Gruppen von Nordafrikanern, die kennen wir bereits", sagt die stellvertretende Leiterin des Weißen Ring am Dienstag. So etwas wie die massiven Übergriffe auf Frauen, wie sie in der Silvesternacht geschehen sind, habe auch sie noch nicht erlebt, sagt die ehemalige Beamtin: „Diese Intensität ist uns vollkommen neu.“

Dass Menschen in und um den Kölner Hauptbahnhof "angetanzt und ausgeraubt" werden, ist für Weich jedoch Alltag. "Es gibt quasi seit Jahren manchmal bis zu 30 Anzeigen am Tag wegen Diebstahls rund um den Kölner Hauptbahnhof. Dieses Phänomen des Antanzens ist uns durchaus bekannt." Beim "Antanzen" geht der Täter mit seinem Opfer auf Tuchfühlung, indem er ihn oder sie erst scheinbar spielerisch umarmt und dann oft an intimen Stellen berührt.

Die Männer von der Domplatte, die Marianne Weich schon seit Jahren kennt, und die sie auch für verantwortlich für die Taten in der Silvesternacht hält, gingen immer mit der gleichen Masche vor. Auch der Kölner Polizei sei diese Gruppe von Intensivtätern selbstverständlich bekannt, sagt sie. Auf die Frage, warum die Polizei hier nicht stärker agieren würde, sagt Weich: "Da müssen Sie die Polizei selber fragen."

"Je mehr Menschen am Tatort, desto weniger helfen"

Der Weiße Ring hat jetzt als Reaktion auf die Geschehnisse in der Silvesternacht in Köln einige Richtlinien zum Umgang mit derartigen Straftaten zusammengestellt. Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer sagt: "Fest steht: Solche Täter suchen gezielt das Gedränge und passen ihre Opfer ab." Die Männer in Köln seien in gut organisierten Gruppen vorgegangen. Während die einen das ausgewählte Opfer ablenken – etwa, in dem es angerempelt oder eben auch angefasst wird – greift ein anderer in die Hosentasche des Opfers und entwendet Portemonnaie und Handy. Ein Dritter nimmt die Beute dann an sich und entfernt sich.

Biwer empfiehlt, im dichten Gedränge aufmerksam zu bleiben, direkten Körperkontakt zu vermeiden und auf gebührenden Abstand zu achten. Opfer solcher Überfälle sollten auf jeden Fall Distanz zum Täter halten, die Polizei verständigen und sich lautstark bemerkbar machen, auch andere Personen mit einbinden. Bei den Herumstehenden sei Zivilcourage gefragt, aber auf die richtige Art und Weise: "Nicht selbst den Helden spielen und sich damit selbst in Gefahr bringen. Am besten ruhig bleiben, aber trotzdem die Initiative ergreifen." Die Erfahrung zeige: "Je mehr Menschen an einem Tatort sind, desto weniger helfen, weil jeder denkt, dass irgendjemand bestimmt bald einschreiten wird. Und oft passiert das dann eben genau nicht."

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