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Panorama: Subventionierter Stierkampf

Die EU fördert das umstrittene spanische Ritual über die Agrarbeihilfen.

Brüssel - Menschen machen Fehler. In Europas Etat war das im Jahr 2011 laut EU-Rechnungshof bei immerhin 3,9 Prozent aller Ausgaben der Fall, was rund fünf Milliarden Euro entspricht. Wobei Fehler nicht immer gleichbedeutend mit Betrug sind. Falsche Angaben zur Größe eines bäuerlichen Betriebs, an der die Agrarbeihilfen hängen, können ja aus Versehen oder aus Absicht gemacht werden.

Problematisch wird es, wenn ein fragwürdiges Vorgehen gar keinen formalen Fehler darstellt. So stellt sich die Lage bei der Förderung des Stierkampfs in Spanien dar. „Wir sagen nicht, dass es illegal ist“, sagte der spanische Parlamentsabgeordnete Alfred Bosch, als er jetzt im Europaparlament von Brüssel eine Studie vorstellte, „aber es ist moralisch verwerflich.“ Gut 11 000 dieser umstrittenen Events zählt das Madrider Innenministerium im Jahr, entsprechend groß ist der Bedarf an Tieren und Flächen. Die Zuchtbetriebe haben sich ihren eigenen Angaben zufolge auf 540 000 Hektar ausgebreitet, zwei Prozent der gesamten spanischen Agrarfläche. „Das sind keine normalen Rinder“, schreiben die Autoren der Studie, „Kampfstiere müssen in natürlicher Umgebung gehalten werden, was offenes Gelände erfordert.“ Multipliziert man die Fläche mit den 240 Euro, die Spanien pro Hektar aus Brüssel bekommt, ist man bei 129,6 Millionen Euro im Jahr. „Ich frage mich, ob die deutschen Steuerzahler dafür zahlen wollen“, formulierte Bosch seine Bedenken.

Der grüne Europaabgeordnete Raül Romeva verweist darauf, dass der Stierkampf keine Mehrheit der Bevölkerung mehr hinter sich habe. Das strittige Ritual werde überhaupt nur über Subventionen am Leben gehalten. Die hohen Ausgaben seien angesichts der dramatischen Arbeitslosigkeit in Spanien ein Skandal. Zusammen mit 16 weiteren Abgeordneten hat er sich deswegen an Agrarkommissar Dacian Ciolos gewandt. Ciolos Sprecher verweist jedoch darauf, dass die Beihilfen „nicht für die Zucht“, sondern „unabhängig von der Produktion“ gezahlt werden. Das ist seit der Agrarreform 2004 so, derzeit wird die nächste verhandelt. Bosch & Co. wollen, dass Kampfstierzüchter dann nicht mehr als förderwürdige Landwirte gelten. Christopher Ziedler

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