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Panorama: Von der Sonne verwöhnt – wo Mieter Licht am Horizont sehen

Ausgezeichnet: Howoge Wohnungsbaugesellschaft setzt auf Energieeinsparung.

An der Frankfurter Allee lässt die Howoge Wohnungsbaugesellschaft ein neues 18-stöckiges Hochhaus bauen. An der Konrad-Wolf-Straße entstehen auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerwarenfabrik unter ihrer Trägerschaft 157 neue Wohnungen. Am letzten Wochenende hat das erste von der Howoge mitgetragene Lichtenberger Jugendcafé eröffnet. Und in Lichtenberg fördert die Gesellschaft das neue Kunstprojekt einer wachsenden Urban-Art-Galerie quer durch die Stadt. Das sind nur ein paar der Aktivitäten aus dem November 2013. Stillstand sieht sicherlich anders aus.

Die Howoge ist eine der sechs großen städtischen Wohnungsunternehmen und arbeitet vor allem im Nordosten von Berlin. 93 Prozent des Bestandes von rund 60 000 Einheiten, davon 54 000 Wohnungen, liegt in Lichtenberg, der Rest in Treptow-Köpenick und Pankow-Weissensee. Es sind zum großen Teil in den 1950er und 1960er Jahren in industrieller Bauweise entstandene Siedlungsanlagen, die gemeinhin als „Plattenbauten“ bekannt sind. Viele dieser Wohnungen waren nach der Wende in einem schlechten Zustand. Aber die Howoge hat aufgerüstet. Mittlerweile hat sie rund 1,4 Milliarden Euro in die Sanierung ihres Wohnungsbestandes investiert. Heute sind 95 Prozent aller Howoge-Häuser saniert, zur Ausstattung zählen Wärmeschutzdämmung und moderne Heizungsanlagen.

Viele Menschen erleben, das steigende Betriebskosten einen immer größeren Anteil an ihrer Miete ausmachen. Das zeigt zum Beispiel die Entwicklung des Gaspreises, der geradezu explodiert ist und heute einen erheblichen Haushaltsposten für Verbraucher darstellt. Von rund 3 Cent pro kWh im Jahr 2000 ist der Preis auf über 7 Cent pro kWh im Jahr 2013 gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt. In den Howoge-Wohnungen wird ein guter Teil dieser Steigerungen aufgefangen. Der Anteil der Kosten für Heizung und Warmwasser an den Betriebskosten sank in den letzten Jahren kontinuierlich von 48 auf 30 Prozent. Mit dieser Quote nimmt das Unternehmen in Berlin eine Spitzenstellung ein. Für Stefanie Frensch, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Howoge, bringen die großen Investitionen gleich zwei große Vorteile mit sich: „Die energetische Sanierung unserer Wohnungen schont nicht nur die Umwelt, sondern unsere Mieter profitieren auch durch geringere Energiekosten.“

Im Vergleich mit anderen Wohnungsbaugesellschaften steht die Wohnungsbaugesellschaft mit ihrer ökologischen Bilanz gut da. Die Neubauten der Howoge unterschreiten die Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2009 sogar um 30 Prozent. „Seit rund 20 Jahren setzt die Howoge auf energetisches Bauen und Sanieren und gehört in diesem Bereich zu den Vorreitern in Berlin“, so Stefanie Frensch. „Die CO2-Emissionen pro Wohnung liegen heute im Howoge-Bestand um gut 60 Prozent unter dem Berliner Gesamtdurchschnitt.“

Die Bemühungen der Howoge finden viel Anerkennung. Sie wird jetzt schon zum zweiten Mal in diesem Herbst für ihr Engagement prämiert. Am 22. November wurde sie mit dem dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte die nachhaltige Wohnungsbewirtschaftung für breite Schichten der Bevölkerung zu tragbaren Mietnebenkosten. Die Jury betonte, dass das Unternehmen vorbildlich zeige, wie sich Nachhaltigkeit im Wohnungsmarkt durch Investitionsbereitschaft in energetische Sanierung erfolgreich umsetzen lasse.

Jetzt zählt die Howoge auch zu den Gewinnern des Innovationspreises Berlin Brandenburg. Sie wird prämiert, weil sie als erstes deutsches Wohnungsunternehmen eine Luft-Wasser-Gas-Absorbtionswärmepumpe in eine Heizungsanlage eines ihrer Wohnkomplexe integriert hat. Diese Technologie kombiniert eine effiziente Erdgasheiztechnik mit der Nutzung von Umweltwärme aus Sonne, Luft und Wasser und führt sie in einem Gerät zusammen. Etwa ein Viertel der benötigten Energie für Heizung und warmes Wasser wird regenerativ aus Umweltwärme erzeugt. Diese Kombination mehrerer Energieträger führt im Vergleich mit herkömmlichen Gasheizungen zu CO2-Einsparungen von mindestens 20 Prozent.

Der Installation einer solchen Anlage geht eine lange Testphase voraus. Im konkreten Fall dauerte sie mehr als zwei Jahre. Nachdem der Probelauf erfolgreich durchlaufen war, ging das System im April 2012 in 120 Lichtenberger Degewo-Wohneinheiten in den Regelbetrieb über und versorgt sie seitdem mit der für Warmwassererzeugung und Beheizung notwendigen Energie. Die Anlage reduziert den Erdgasverbrauch in diesen Wohnungen um jährlich 275 000 kWh. Das ist eine Einsparung von rund 20 Prozent. Die Verringerung der Kohlenstoffdioxid-Emission beläuft sich in derselben Zeit auf 49 Tonnen. Sie entspricht der Emissionsmenge von 25 Mittelklassewagen bei einer Fahrleistung von 12 000 km jährlich.

Die Howoge hat aber nicht nur im Bereich der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit Standards gesetzt. Ganz nebenbei ist sie auch Vorreiterin in einem Feld, das gerade in den letzten Wochen als Quotendebatte durch die Presse ging. Bei der Howoge sind fünf der neun Plätze im Aufsichtsrat von Frauen besetzt. Und geleitet wird das Unternehmen seit mittlerweile drei Jahren von zwei Frauen – Sophie Eltrop und Stefanie French. Für diese hohe Frauenquote gibt es keinen Preis und keine Auszeichnung. Aber auch das ist bemerkenswert an der Howoge. Frank Wendler

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