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Was steckt hinter „Discord“?

© IMAGO/NurPhoto/Bearbeitung: TSP | imago images

Was steckt hinter „Discord“?: Auf dieser Plattform wurden die US-Geheimdaten geleakt

Der Online-Dienst ist besonders unter Gamern beliebt. Auf einem ihrer Server sollen die US-Geheimdokumente geleakt worden sein. Was steckt hinter der Plattform?

Es soll ein Ort sein, „an dem du Zeit mit Freunden verbringen kannst“, schreibt „Discord“ auf der eigenen Website. Nun ist die Plattform aus einem anderen Grund bekannt: Sie ist der Schauplatz eines der größten Geheimdienst-Skandale in der Geschichte der USA.

Die im Internet verbreiteten US-Geheimdokumente, die unter anderem über den Frontverlauf in der Ukraine informieren, sollen dort bereits im März im Umlauf gewesen sein. Das berichtete unter anderem die „Washington Post“. Was ist das für eine Plattform, auf der die Fotos klassifizierter Dokumente so lange unbemerkt verbreitet werden konnten?

„Discord“ startete 2015, während der Pandemie ist die Plattform rasant gewachsen. Groß wurde sie besonders unter Gamern. Das dürfte kein Zufall sein: Gründer Jason Citron hatte zuvor ein Unternehmen für Spielentwicklung gegründet. „Discord“ sollte also eine Online-Dienst sein, auf dem sich Gamer in Echtzeit austauschen können. Auf ihrer Website wirbt die Plattform noch immer: „Schau Freunden zu, wenn sie Spiele streamen (...)“

Vernetzung über gemeinsame Interessen

Inzwischen benutzen aber nicht nur Gamer den Online-Dienst. Es gibt alle möglichen Server, zum Beispiel für Fans von Popstars oder Sportvereinen. „Discord“ beschreibt sich auf der Website selbst als einen Ort, „an dem du Teil eines Schulklubs, einer Gaming-Gruppe oder einer weltweiten Kunst-Community sein kannst. (...) Ein Ort, an dem es leicht ist, sich jederzeit zu treffen und zu unterhalten“. Kurz gesagt geht es also darum, dass sich dort Nutzer über gemeinsame Interessen vernetzen können.

Aufgebaut ist „Discord“ nicht wie eine klassische Hauptseite, sondern über verschiedene Server mit themenbasierten Kanälen. Nutzer können ihnen beitreten und sich in verschiedenen Foren und Chatrooms austauschen. Außerdem gibt es die Möglichkeit für Gruppen-Telefonate, Videokonferenzen und Streaming-Angebote. Die Plattform kann auf Smartphones, Desktops oder auf X-Box-Konsolen verwendet werden.

Um den Servern beizutreten, braucht es in der Regel eine Einladung. Über Google-Suche sind die Inhalte nicht zu sehen. Das kann dazu beigetragen haben, dass es ein Monat dauerte, bis das Leck die Öffentlichkeit erreichte: Erst im April erfuhr der US-Verteidigungsminister Austin Lloyd davon, schreibt die „Washington Post“. Ungefähr zu dem Zeitpunkt kursierten die Dokumente auch auf anderen Plattformen wie Twitter.

Auf welchem Server wurden die Dokumente zuerst geleakt?

Aber wo genau wurden die Dokumente geleakt? Die Recherche-Gemeinschaft „Bellingcat“ hatte zunächst einen Minecraft-Unterserver identifiziert, auf dem bereits im März die ersten Dokumente auftauchten. Auf einem Server des YouTubers „wow_mao“ sollen mehr als 30 Dokumente geteilt worden sein, berichtet die „Washington Post“.

Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Informationen schon früher auf anderen Servern verbreitet worden. Auch der YouTuber bestätigte gegenüber dem Blatt, dass die geheimen Informationen zuerst in einer anderen Gruppe aufgetaucht waren.

„Wir stehen definitiv nicht im Mittelpunkt dieser undichten Stelle, aber mein Server hat dazu beigetragen, dass viele Menschen dieses Dokument zum ersten Mal gesehen haben“, wird er von der „Washington Post“ zitiert.

Die Zeitung berichtete weiter, dass der für die Leaks verantwortliche Nutzer in einer geschlossenen Gruppe namens „Thug Shaker Central“ regelmäßig Dokumente gepostet haben soll. Auf dem kleinen Server soll er der „Anführer“ von rund 20 Personen sein. Bekannt ist er dort unter dem Namen „OG“. Nach Informationen der „Washington Post“ arbeitet er auf einer Militärbasis der USA.

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