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Die Aktivistin und Zeitzeugin Bettina Dziggel ist am 5. Juli gestorben.

© Jana Demnitz/Tsp

Bettina Dziggel ist tot: "Ich verneige mich"

Bettina Dziggel war maßgeblich an der Emanzipationsbewegung der Homosexuellen in der DDR beteiligt. So war sie Mitbegründerin des Arbeitskreises „Lesben in der Kirche“. Jetzt ist sie mit 62 Jahren gestorben. 

Von Peter Rausch

Bettina Dziggel ist tot. Sie wurde 62 Jahre alt. Um 16:45 Uhr war sie bereit zu gehen. Von der wunderschönen Terrasse im Hospiz ist sie davongeflogen. "Es war wunderbar, Bettina zu kennen! …" So schrieb am 05.07.2022 um 17:21 Uhr eine der Freundinnen, die bis zuletzt bei ihr im Zimmer, an ihrem Bett waren. Bettina war nicht allein, als sie starb.

Alles ging so schnell! Im Februar schon gleich nach der Diagnose war sie am Gehirn operiert, bekam Chemo und Bestrahlung und schrieb Ende des Monats: „Meine Vitalwerte sind top.“ Und so erlebten wir sie auch in der Rehabilitation: zuversichtlich, plaudernd und lebensfroh. Ziel der Rehabilitation war, wieder Radfahren zu können. Und so fühlten wir uns mit ihr: Alles wird wieder gut. Doch dann kam nahtlos Palliativstation und Hospiz.

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Mich verbindet mit Bettina vor allem unser gemeinsames Projekt: Sidewalk #2 – Stadtführung mit queeren Zeitzeug*innen: Lesbisch-Schwule Liebe und Emanzipation in Ost-Berlin (1972 bis zum Mauerfall). Zigmal führten wir unser Publikum 2019, 2020 und 2021 durch die verschwundene queere Welt damals im Prenzlauer Berg und wollten das auch noch lange Zeit tun. Wir hatten das Projekt zusammen entwickelt und mit perfekter Arbeitsteilung präsentiert, ein kleiner Renner. Und nun gibt es keinen Ersatz.

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Im Mai konnte sie noch miterleben, wie nun endlich, nach jahrzehntelangem Kampf, offiziell und dauerhaft mit einer Gedenkkugel auch an die lesbischen Frauen und Mädchen erinnert wird, die im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück eingesperrt, gefoltert und ermordet worden sind. 

Auch unvergessen, Bettina in Jochen Hicks Film „DDR unterm Regenbogen“. Ihr emanzipatives Wirken in der DDR war einmalig. Bettina baute zusammen mit anderen den „Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe - Lesben in der Kirche“ Anfang der 80er-Jahre auf und machte in den 80ern Öffentlichkeit. 1989, in den dramatischen Tagen vor dem Mauerfall, im Gemeinderaum der Gethsemane-Kirche betreuten „Lesben in der Kirche“ das Krisentelefon der Berliner Bürgerrechtsbewegung. 

Ich verneige mich. 

Update: Bettina Dziggel wird am 18. August um 12:00 Uhr auf dem Georgen-Parochial-Friedhof (Friedenstr. 80, 10249 Berlin) beigesetzt.

Peter Rausch

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