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Megan Rapinoe outete sich 2012 als lesbisch und machte es damit für viele andere weibliche Sportler:innen leichter, offen mit ihrer Sexualität umzugehen. Sie setzt sich immer wieder für LBGTQ+ Personen ein.

© AFP/PATRICK T. FALLON

Vor Frauen-WM in Australien: US-Fußballerin Rapinoe über Einschränkungen für trans Frauen im Sport „frustriert“

Mehrere Verbände haben ihre Regeln für die Teilnahme von trans Athletinnen bei Wettkämpfen zuletzt verschärft. Das macht den Frauensport nicht gerechter, sagt Rapinoe.

US-Fußballstar Megan Rapinoe hat sich für die Teilnahme von trans Frauen am Frauensport ausgesprochen. „Wir als Land versuchen, den Menschen per Gesetz ihre volle Menschlichkeit zu nehmen“, sagte sie dem amerikanischen „Time Magazine“. „Es ist frustrierend, wenn der Frauensport als Waffe eingesetzt wird.“

In den vergangenen Monaten hatten die Weltverbände mehrerer Sportarten die Teilnahme von trans Frauen an ihren Wettkämpfen eingeschränkt. Der internationale Fußballverband Fifa überarbeitet derzeit seine Richtlinien zum Umgang mit trans Athlet:innen. Kommenden Montag startet die Frauenfußball-WM in Australien.

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Regularien zur Geschlechtsidentität von Spieler:innen veröffentlichte die Fifa erstmals 2011. Nationale Verbände müssen demnach sicherstellen, dass die nominierten Spielerinnen das „korrekte Geschlecht“ haben. Auf welche Art die Verbände dies tun, lässt die Fifa offen.

Ich sehe trans Frauen als echte Frauen.

Megan Rapinoe im „Time Magazine“

„’Du nimmst den Platz einer „echten“ Frau ein’, das ist der Teil des Arguments, der immer noch extrem transphob ist. Ich sehe trans Frauen als echte Frauen“, sagte Rapinoe dem „Time Magazine“ in einem am 10. Juli veröffentlichten Stück.

„Was du mit diesem Argument automatisch sagst - du sagst es quasi schon selbst - ist, dass du nicht glaubst, dass diese Menschen Frauen sind. Deshalb nehmen sie den anderen Platz ein. Ich sehe das nicht so.“

Die Teilnahme von trans Frauen am Frauensport wird immer wieder in Frage gestellt - etwa von der ehemaligen Tennisspielerin Martina Navratilova oder der Sport-Moderatorin Sage Steele.

Die Diskussion um die Teilnahme von trans Frauen entbrannte unter anderem im Zusammenhang mit der US-Schwimmerin Lia Thomas. 2019 schwamm sie als Mann, unterzog sich dann einer Hormontherapie und gewann im März als erste trans Schwimmerin einen Titel bei US-Meisterschaften.
Die Diskussion um die Teilnahme von trans Frauen entbrannte unter anderem im Zusammenhang mit der US-Schwimmerin Lia Thomas. 2019 schwamm sie als Mann, unterzog sich dann einer Hormontherapie und gewann im März als erste trans Schwimmerin einen Titel bei US-Meisterschaften.

© Wikipedia

Oft wird kritisiert, dass trans Frauen in Wettkämpfen einen körperlichen Vorteil gegenüber cis Frauen hätten, also Frauen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Die Gegenseite argumentiert, dass sich ein körperlicher Gleichstand bei Sportwettkämpfen ohnehin nie herstellen ließe.

Zeigen Sie mir all die trans Menschen, die ruchlos davon profitieren, im Sport trans zu sein.

Megan Rapinoe im „Times Magazine“

„Oh, jetzt kümmern wir uns um Fairness? Jetzt kümmern wir uns um den Frauensport? Das ist totaler Schwachsinn“, sagte Rapinoe dem „Times Magazine“. „Und zeigen Sie mir all die trans Menschen, die ruchlos davon profitieren, im Sport trans zu sein. Das gibt es einfach nicht.“

Für Rapinoe überwiegen die Vorteile die vermeintlichen Kosten einer Teilnahme von trans Personen am Sport. „Wir sehen das alles durch die Brille des Wettbewerbs und des Gewinnens. Aber wir sprechen über das Leben von Menschen. Da müssen wir ansetzen.“ Das Erstaunlichste am Sport sei, dass man mit anderen Menschen zusammen spiele, Spaß hat und körperlich aktiv ist.

Die Fußballerin setzt sich immer wieder für die LBGTQ+-Gemeinschaft ein und kämpft gegen die Ausbreitung von Gesetzen in den USA, die es trans Athlet:innen verbieten würden, in Teams mit cis Frauen und Mädchen zu spielen.

Idee des „offenen Wettkampfs“ für trans Schwimmerinnen

Im März hatte World Athletics, der Leichtathletik-Weltverband, trans Frauen von Spitzenwettkämpfen ausgeschlossen, wenn sie die männliche Pubertät durchlaufen haben. Ende Juni zog der Weltschwimmverband World Aquatics nach. Auch dort dürfen trans Frauen bei Damenrennen künftig nicht mehr starten.

Ausnahmen sind nur möglich, wenn das Geschlecht vor dem zwölften Lebensjahr angepasst wurde. In den meisten Ländern ist das in diesem Alter allerdings noch gar nicht möglich. Zudem gibt es Überlegungen „offene“ Wettkämpfe für trans Athlet:innen zu veranstalten. Schwimmen wäre die erste Sportart mit einer solchen Kategorie.

In der International Rugby League sind trans Athlet:innen bis auf Weiteres von internationalen Frauenwettbewerben ausgeschlossen. Zudem verstärkte der Weltradsportverband UCI vergangenes Jahr seine Regeln für die Zulassung von trans Athlet:innen.

Rapinoe hatte sich 2012 als lesbisch geoutet und machte es damit für viele andere weibliche Sportler:innen einfacher, offen mit ihrer Sexualität umzugehen. Am 8. Juli 2023 verkündete sie, dass sie sich zum Saisonende der National Women’s Soccer League (NWSL) aus dem Profifußball zurückziehen wird. Sie ist 38 Jahre alt.

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