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Leben nach einer Krebs-OP: Ein Gefühl von Weiblichkeit

Haben Frauen eine bösartige Geschwulst an Brust oder Gebärmutter, werden die betroffenen Organe meist entfernt. Was folgt, ist eine schwere Zeit mit psychischen Belastungen.

Es ist der Schock nach dem Schock, die zweite Schreckensnachricht nach der Krebs-Diagnose. Sie lautet: Operation. Brustamputation. Gebärmutterentfernung. Denn trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeiten muss noch immer bei drei von zehn Frauen mit Mammakarzinom die betroffene Brust entfernt werden. Bei bösartigen Tumoren in der Gebärmutter oder im Gebärmutterhals ist die operative Entfernung des betroffenen Organs in sehr vielen Fällen nach wie vor die sicherste Methode.

Sowohl eine Brustamputation als auch eine Gebärmutterentfernung bedeuten aber zumeist für die betroffenen Frauen eine große psychische Belastung. „Das Gefühl der eigenen Weiblichkeit ist für viele Frauen untrennbar mit ihren Brüsten verbunden“, sagt Mandy Mangler, stellvertretende Direktorin der Klinik für Gynäkologie und Brustzentrum der Charité auf dem Campus in Mitte. Mangler leitet auch das Zentrum für minimal-invasive Therapie gynäkologischer Tumoren (ZMIT). Eine Entfernung der Gebärmutter würde, sagt sie, dieses Selbstbild zwar meist weniger stark beeinträchtigen. „Aber vor allem für Frauen, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, ist sie trotzdem ein sehr großes Problem.“ Denn nach einer Entfernung der Gebärmutter ist eine Schwangerschaft nicht mehr möglich.

Zudem sind beide Eingriffe – wie auch die Krebserkrankungen selbst – mit einer großen Angst verbunden. „Insbesondere bösartige Geschwulste an der Gebärmutter oder am Gebärmutterhals lösen bei sehr vielen Frauen ein extremes Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins aus“, sagt Gynäkologin Mangler. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass Organe betroffen seien, zu denen man keinen Zugang habe, die der betroffenen Frau mehr oder weniger unbekannt seien. „Anders als bei einem Knoten in der Brust spürt man bei einem bösartigen Tumor in der Gebärmutter oder im Gebärmutterhals erst einmal gar nichts. Der Tumor löst anfangs keine Symptome aus und wird meist nur durch Zufall entdeckt.“

Nach einem Eingriff fühlen sich viele Frauen in ihrem eigenen Körper nicht wohl

Die Ängste und Belastungen können sich natürlich auch auf die Sexualität und die Partnerschaft auswirken. „Nach den Eingriffen besteht bei vielen Frauen eine große Unsicherheit“, sagt Mangler. Sie würden sich häufig in ihrem eigenen Körper nicht wohlfühlen, würden sich Gedanken darüber machen, wie der Partner auf die Veränderung reagiert. Hinzu kämen oft Schmerzen an dem Narbengewebe. „Nach der operativen Entfernung eines Zervixkarzinoms, also einer bösartigen Geschwulst am Gebärmutterhals, findet beispielsweise der Sex ja dort statt, wo sich früher der Tumor befand“, erklärt Mangler. Bei der Penetration könnten daher die Narben am Ende der Vagina gereizt werden.

Dazu kommt, dass beispielsweise Gebärmutterhalskrebs in den allermeisten Fällen durch humane Papillomviren (HPV) hervorgerufen wird, die unter anderem sexuell übertragbar sind. „HPV-Infektionen sind zwar keine Geschlechtskrankheit“, sagt Expertin Mangler. Dennoch würden sie häufig als eine solche betrachtet. „Dies kann zu Schuldzuweisungen in der Partnerschaft führen, nach dem Motto: Du hast mir diese Krankheit und damit den Krebs angehängt.“

Eine Brustkrebsdiagnose ist für jede Frau eine Schreckensnachricht.
Eine Brustkrebsdiagnose ist für jede Frau eine Schreckensnachricht.

© Imago

Aus all diesen Gründen ist es neben der reinen medizinischen Therapie auch von großer Wichtigkeit, die betroffenen Frauen psychologisch zu betreuen. Inzwischen sind bei den meisten Kliniken und Brustzentren Experten beschäftigt, so genannte Psychoonkologen – also speziell für Krebspatienten geschulte Psychologen. Oder die Kliniken kooperieren mit ihnen. Es sind Therapeuten, die betroffenen Frauen beratend zur Seite stehen können, wenn diese Redebedarf haben, wenn sie Probleme oder Gedanken quälen, die sie mit dem Partner, mit Familie oder Freunden nicht besprechen können oder wollen.

Angebote, die sich speziell mit sexuellen und partnerschaftlichen Problemen befassen, gibt es bei den von der Krankenkasse übernommenen Leistungen bisher jedoch nicht. „Dies ist ein Problem, da viele Frauen gerade in diesem Bereich Unterstützung brauchen“, betont Charité- Gynäkologin Mangler. Allerdings sind in den vergangene Jahren zahlreiche Selbsthilfegruppen entstanden, in denen sich Erkrankte austauschen können – sowie Sportgruppen, die helfen, wieder zu Kräften zu kommen und ein positives Körpergefühl zu entwickeln.

Adressen und Information:

Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS, unterstützt Selbsthilfegruppen), Bismarckstraße 101, www.sekis-berlin.de

Tumorzentrum Berlin e.V. Robert- Koch-Platz 7, Tel. 030/285 38 90, www.tzb.de (enthält auch eine Datenbank mit Adressen von Psychotherapeuten mit onkologischer Erfahrung)

Krebsinformationsdienst Tel. 0800/420 30 40, www.krebsinformationsdienst.de

Frauenselbsthilfe nach Krebs, Thomas-Mann-Straße 40, 5311 Bonn, Tel. 0228/33 88 94 02, www.frauenselbsthilfe.de

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