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Kemal Kilicdaroglu fordert Präsident Erdogan heraus.

© AFP/BULENT KILIC

Update

„Wir haben die Demokratie sehr vermisst“: Erdogan-Herausforderer Kilicdaroglu gibt seine Stimme in Ankara ab

Rund 61 Millionen Menschen in der Türkei können ihre Stimme bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl abgeben. Erdogan muss nach 20 Jahren an der Macht um seine Wiederwahl fürchten.

| Update:

Der türkische Präsidentschaftskandidat und aussichtsreichste Erdogan-Herausforderer Kemal Kilicdaroglu hat seine Stimme bei der Türkei-Wahl abgegeben. Fernsehbilder zeigten Kilicdaroglu am Sonntag an der Wahlurne in Ankara. „Wir haben die Demokratie sehr vermisst“, sagte Kilicdaroglu. Der „Frühling“ werde hoffentlich bald kommen, so der 74-Jährige unter Bezug auf einen möglichen Sieg bei der Wahl. Rund 61 Millionen Menschen in der Türkei sind am Sonntag dazu aufgerufen, einen Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Umfragen deuten auf ein enges Rennen zwischen Kilicdaroglu und Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan hin. 

Schon vor der Öffnung der Wahllokale hatten sich in Istanbul und Ankara teils lange Schlangen gebildet. „Ich wollte die Erste sein, die abstimmt“, sagte die 40-jährige Meliha, die in Ankara im Stadtviertel Cankaya anstand, wo die Opposition traditionell stark ist.

Im konservativen Istanbuler Bezirk Üsküdar bildeten sich lange Schlangen, wie ein dpa-Reporter berichtete. Eine Frau mittleren Alters, die sich als Sevinc vorstellte, sagte, die Wahl sei „leider das einzige Feld, in denen das Volk seine Freiheit nutzen kann“. Sie hoffe auf eine hohe Beteiligung. Der 57-jährige Fikret Koc sagte, er unterstütze den „Anführer“ Erdogan. Er habe die Türkei stark gemacht und vorangebracht.

Andrang in Erdbebenregion verhaltener

Auch in der Erdbebenregion Adiyaman gingen die Menschen an die Urnen. Nach Einschätzung eines lokalen dpa-Mitarbeiters war der Andrang am Morgen aber verhaltener als in den vergangenen Jahren. Einige seien extra für die Wahl aus Notunterkünften an ihren früheren Wohnort gekommen.

Trümmern eines eingestürzten Hotels in der Altstadt von Antakya. Auch Monate nach dem Beben werden zahlreiche Menschen vermisst.

© dpa/Boris Roessler

In den von den Erdbeben betroffenen Provinzen wird in Containern oder noch intakten Schulen abgestimmt. Nach den Beben in der Südosttürkei am 6. Februar mit Zehntausenden Toten war Kritik am Krisenmanagement der Regierung laut geworden.

Auch die Behörden in Deutschland verfolgen die Wahl

Die Wahlen in der Türkei an diesem Sonntag beschäftigen auch die Behörden in Deutschland. „Die Sicherheitsbehörden des Bundes beobachten die Entwicklungen in Deutschland im Zusammenhang mit den türkischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden der Länder sehr genau“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der „Bild am Sonntag“.

Am Wahltag sei mit „Spontanversammlungen“ zu rechnen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Informationen aus Sicherheitskreisen. Auch Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) seien möglich. 

Türkeiwahl: Erdogans Konkurrenten

Präsident Recep Tayyip Erdogan muss nach 20 Jahren an der Macht um seine Wiederwahl fürchten. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu ab.

Kilicdaroglu ist Chef der sozialdemokratischen Partei CHP und tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an. Er verspricht, das Präsidialsystem, unter dem Erdogan weitreichende Vollmachten hat, wieder abzuschaffen.

Der dritte Kandidat, Sinan Ogan, hat keine Aussicht auf einen Sieg. Gewinnt keiner der Kandidaten in der ersten Runde die absolute Mehrheit, kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl.

Im Parlament hält Erdogans islamisch-konservative AKP zurzeit eine Mehrheit im Bündnis mit der ultranationalistischen MHP. Ob Erdogan diese halten kann, ist offen. Als Zünglein an der Waage gilt die prokurdische HDP. Sie gehört nicht zu Kilicdaroglus Sechser-Bündnis, unterstützt ihn aber bei der Präsidentenwahl. (dpa)

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