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Der stellvertretende Emir von Mekka, Prinz Badr bin Sultan bin Abdulaziz (R), empfängt den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in Dschiddah am Vorabend des Gipfels der Arabischen Liga am 18. Mai 2023.

© AFP/stringer

Drogen-Krieg zwischen Syrien und Jordanien: Assads Regime macht Milliarden mit Rauschgifthandel

Syriens Diktator lässt weiter Rauschgift in Nachbarländer schmuggeln. Darunter leidet besonders Jordanien – das sich für die Aussöhnung der Länder eingesetzt hatte.

Die 370 Kilometer lange Grenze zwischen Jordanien und Syrien ist zur Front in einem Drogen-Krieg geworden. Die jordanische Armee schoss in den vergangenen Tagen zwei Drohnen ab, die mit Drogen und Sprengstoff beladen waren und aus Syrien über die Grenze auf jordanisches Gebiet flogen.

Es waren weder die ersten noch die letzten Drohnen von Drogenschmugglern, die Rauschgift aus Syrien über Jordanien nach Saudi-Arabien transportieren.

Jordanien führe einen „Krieg gegen den Drogenschmuggel“, sagt Edmund Ratka, der für die Konrad-Adenauer-Stiftung in der jordanischen Hauptstadt Amman arbeitet. Für das Königreich sei der Schmuggel vor allem ein Problem, weil Jordanien als Transitland diene und deshalb mit der Entstehung krimineller Netzwerke auf seinem Staatsgebiet konfrontiert werde, sagte Ratka dem Tagesspiegel.

30
Drogenschmuggler haben jordanische Grenzsoldaten seit dem vergangenen Jahr erschossen

Das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad lässt nach Erkenntnissen westlicher und arabischer Regierungen massenhaft Drogen wie das Aufputschmittel Captagon herstellen und verdient nach britischen Schätzungen mehr als 50 Milliarden Dollar pro Jahr am Rauschgifthandel.

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Wichtigster Abnehmer: Saudi-Arabien

Der wichtigste Markt für die syrischen Drogen ist Saudi-Arabien, weshalb die wichtigsten Transportrouten durch Jordanien führen. In jüngster Zeit setzen die Schmuggler verstärkt auf Drohnen, um Konfrontationen mit der jordanischen Armee aus dem Weg zu gehen. Sie werden auch genutzt, um ihre Komplizen in Jordanien mit Waffen zu versorgen.

Jordanische Grenzsoldaten haben seit dem vergangenen Jahr mindestens 30 Drogenschmuggler erschossen.

Syriens Präsident Bashar al-Assad bei einem Interview mit Sky News in Damaskus. Er behauptet, sein Regime habe mit dem Drogenhandel nichts zu tun.
Syriens Präsident Bashar al-Assad bei einem Interview mit Sky News in Damaskus. Er behauptet, sein Regime habe mit dem Drogenhandel nichts zu tun.

© REUTERS/Syrian Presidency

Mit dem Kampf gegen die Schmuggler wolle der jordanische Staat seinen Bürgern zeigen, „dass man sich das nicht gefallen lässt“, sagt Ratka. Zudem machten arabische Nachbarn wie Saudi-Arabien Druck auf Jordanien, den Schmuggel einzudämmen.

Die Araber hatten sich in den vergangenen Monaten mit der Hoffnung an Assad angenähert, dass der syrische Machthaber mit dem Drogenschmuggel aufhören werde. Der Drogen-Krieg an der jordanisch-syrischen Grenze weckt Zweifel an dieser Taktik.

Assad sieht keinen Grund, den Arabern entgegenzukommen. Der syrische Staat habe nichts mit dem Drogenhandel zu tun, behauptete er jetzt in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky News Arabia. Seiner Regierung vorzuwerfen, in den Drogenhandel verwickelt zu sein, sei „unlogisch“, sagte der syrische Präsident.

Reichtum für Assads Umfeld

Das sehen westliche und arabische Staaten ganz anders. Die USA und Großbritannien erließen im März neue Sanktionen gegen Mitglieder der syrischen Präsidentenfamilie, weil sie an Drogengeschäften verdienen. Der Drogenhandel „macht Assads engere Umgebung, Milizen und Kriegsherrn reich“, erklärte das britische Außenamt. Washington und London nahmen zwei Vettern von Assad auf die Sanktionsliste.

Jordanien war eines der ersten arabischen Länder, die trotz Assads Krieg gegen das eigene Volk bei anderen arabischen Staaten für eine Normalisierung der Beziehungen mit Syrien warben. Das Königreich mit elf Millionen Einwohnern will eine Rückkehr der mehr als 600.000 syrischen Flüchtlinge im Land erleichtern und den Handel mit Syrien neu beleben.

Jordaniens Haltung hat sich inzwischen durchgesetzt: Syrien kehrte im Mai nach zwölf Jahren Ächtung in den Kreis der Arabischen Liga zurück.

Das Assad-Regime wird als Teil des Problems, aber ironischerweise gleichzeitig als Teil der Lösung gesehen.

Edmund Ratka, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jordanien

Ein schwerer Fehler, meinen einige Experten. Auch nach der symbolischen Versöhnung der Araber mit Assad kommen Drogen aus Syrien nach Jordanien. Kurz nach Assads Teilnahme am Gipfel der Arabischen Liga im Mai griff die jordanische Luftwaffe erstmals Drogen-Labore in Syrien an und tötete bei den Luftschlägen einen Drogenbaron und seine Familie.

Die Versöhnungspolitik habe Jordanien kaum etwas gebracht, meint Jesse Marks von der US-Denkfabrik Stimson Center. Das Land werde immer noch „von Captagon überflutet“, schrieb Marks in einer Analyse. Saudische Fahnder an der Grenze zu Jordanien beschlagnahmten erst vor wenigen Wochen rund 130.000 Captagon-Pillen, die in Kisten mit Käse versteckt waren.

Dennoch gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass Jordanien und andere arabische Staaten von ihrer Aussöhnungspolitik mit Assad abrücken. „Das Assad-Regime wird als Teil des Problems, aber ironischerweise gleichzeitig als Teil der Lösung gesehen“, sagt Ratka. Jordanien wolle mit der syrischen Regierung kooperieren; die Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zum Drogenschmuggel sei ein Zeichen dafür.

Erfolg oder Misserfolg im Kampf gegen den Drogenschmuggel sei ein „Lackmus-Test“ für den Annäherungskurs der Araber, meint Ratka. Wenn sich Erfolge einstellen sollten, wäre dies aus jordanischer Sicht ein Beweis dafür, dass eine Einbindung Assads der richtige Weg sei – anders als der Kurs des Westens, der auf Sanktionen gegen Assad und Ausgrenzung Syriens setzt.

Ob es solche Erfolge gebe, sei noch nicht absehbar, sagt Ratka: „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

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