zum Hauptinhalt
Ein Feuer zerstörte eine Straße in der Hauptstadt Port-au-Prince.

© Reuters/Ralph Tedy Erol

Forderung der Vereinten Nationen: Haiti braucht wegen Gewaltspirale internationale Hilfstruppen

Der Karibikstaat Haiti versinkt im Chaos, allein im April wurden in der Hauptstadt 600 Menschen getötet. Der UN-Menschenrechtskommissar fordert nun internationale Hilfe.

Der Karibik-Staat Haiti versinkt nach UN-Angaben in einer Gewaltspirale. „Die Haitianer brauchen dringend Unterstützung, und sie brauchen sie jetzt“, warnte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, am Dienstag in Genf.

Damit bekräftigte er den Ruf vieler Expertinnen und Experten nach der Entsendung einer internationalen Truppe in das verarmte Land. Auch die Interimsregierung, die seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, bat darum.

Türk zufolge müssten die Einsatzkräfte die einheimischen Institutionen unterstützen. Die Menschen hätten ein Recht darauf, dass Polizei und Justiz sie schützten. Denn in Haiti seien sie allein dazu nicht mehr in der Lage. Allein im April seien bei einer Gewaltwelle in der Hauptstadt Port-au-Prince 600 Menschen getötet worden, berichtete der UN-Hochkommissar. Von Januar bis Ende März seien bereits mindestens 846 Menschen durch Gewalt umgekommen. Fast 400 Menschen seien in den ersten drei Monaten entführt worden.

Die Gewalt werde immer extremer, weil Banden versuchten, mehr Regionen unter ihre Kontrolle zu bringen, sagte Türk. Menschen würden bei lebendigem Leib in öffentlichen Verkehrsmitteln verbrannt, und Banden feuerten tödliche Schüsse willkürlich auf der Straße ab. Die chaotische Lage und mangelnde Durchsetzungskraft der Polizei führen demnach dazu, dass Menschen kein Vertrauen mehr haben und das Recht selbst in die Hand nehmen. Wenn sie jemanden verdächtigen, ein Bandenmitglied zu sein, kommt es zu Lynchmorden.

Ursache der Gewalteskalation sei die desolate Armut, so Türk. Selbst die grundlegendsten Dienste stünden nicht zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem Wasser- und Abwasserversorgung, die Möglichkeit, Nahrungsmittel zu kaufen oder Zugang zu medizinischen Diensten. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false