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Soldaten führen Stabilisierungsmaßnahmen im Dorf Staromayorske in der Region Donezk durch.

© REUTERS/35th Separate Marines Brigade of the Ukrainian Armed Forces/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 524: Kiews Soldaten erwarteten 20 Russen in den Schützengräben, auf einmal waren es 200

Ukraine einigt sich mit Kroatien über Getreideexport, erneuter Drohnenangriff auf Moskau, Island schließt Botschaft in Russland. Der Nachrichtenüberblick zur Ukraine-Invasion.

Wie mühsam Kiews Offensive derzeit ist, zeigt sich an den Schilderungen von ukrainischen Soldaten aus dem Süden des Landes. Der britische Reporter Maxim Tucker, der für die „Times“ arbeitet, hat eine Gruppe kurz nach der Eroberung von Staromajorske getroffen, das am Wochenende offiziell befreit wurde. Das Dorf liegt auf dem Weg nach Mariupol.

Die aus dem Westen gelieferten Panzer und gepanzerten Fahrzeuge sind bei dem Kampf, den insbesondere die Infanterie führt, vor allem zum Abtransport von Verwundeten geeignet. In den Straßen der Dörfer werden sie sofort mit panzerbrechenden Raketen angegriffen.

Die Russen verschanzen sich dabei in jedem Haus und lassen die Ukrainer bis auf teilweise 20 Meter herankommen, bevor sie das Feuer eröffnen, erzählt ein Soldat. Zudem sind die Gärten und Viehställe mit Schützengräben durchzogen. Die Dörfer gleichen kleinen Festungen. Um diese zu erobern, müssen die Ukrainer die Häuser und Ställe weitgehend zerstören, was später weniger Schutz bei Gegenangriffen gibt.

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Die Lage in den Dörfern einzuschätzen, ist dabei fast unmöglich. „Wir dachten, dass sich 20 Russen verschanzt haben, zusätzlich hatten sich aber noch 200 Mann in den Kellern versteckt“, erzählt ein anderer Soldat Reportern von CNN. Die Ukrainer dachten, dass sie mit 70 Angreifern in der Überzahl seien, aber das stellte sich als falsch heraus.

Sobald die Ukrainer einen Schützengraben erobert haben, werden sie von russischer Artillerie ins Visier genommen. Danach folgt der Angriff der russischen Infanterie, die den Graben zurückerobern will. Die Ukrainer müssen dann teilweise über mehrere Tage ohne Unterstützung ausharren und sich verteidigen.

Wenn der Gegenangriff abgewehrt ist, bringen die Ukrainer frische Truppen, um den Graben endgültig zu sichern, die Position auszubauen und weiter anzugreifen. Rund eine Woche dauert es bisher, ein Dorf zu befreien. Zwischen Mariupol und der Front liegen noch zwölf ähnliche Dörfer. „Ich hoffe, sie rennen, wenn wir erstmal ihre letzte Verteidigungslinie erreicht haben“, sagt einer der ukrainischen Soldaten. „Jetzt halten sie die Positionen noch bis zum Tod.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die Ukraine hat nach eigenen Angaben eine Einigung mit Kroatien über die Ausfuhr ihres Getreides über Häfen an der Adria erzielt. Die Agrargüter sollen über die Donau nach Kroatien verschifft werden, hieß es. Anschließend soll die Fracht per Eisenbahn an die Adriaküste gebracht werden. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Im Geschäftsviertel von Moskau ist nach offiziellen Angaben eine Drohne in einen Büroturm geflogen, der bereits am Wochenende getroffen worden war. „Mehrere Drohnen wurden bei dem Versuch, nach Moskau zu fliegen, von Luftabwehrsystemen abgeschossen“, erklärte Bürgermeister Sergej Sobjanin. Mehr hier.
  • Island hat als erstes europäisches Land wegen des Ukraine-Kriegs seine Botschaft in Russland geschlossen. Die bereits im Juni getroffene Entscheidung „stellt keinen Abbruch der diplomatischen Beziehungen dar“, erklärte das Außenministerium in Reykjavik. Dies und mehr in unserem Newsblog.
  • Die Ukraine hat mit der Demontage des Sowjetemblems an der Mutter-Heimat-Statue in Kyiv begonnen. Das Kulturministerium veröffentlichte bei Telegram ein Video dazu. Die Sowjetsymbole von „Hammer und Sichel“ sollen durch den Dreizack, das Staatswappen der Ukraine, ersetzt werden. 
  • In Russland sind erneut mehrere Kreiswehrersatzämter Ziel von Brandanschlägen geworden. Im Gebiet Tscheljabinsk wurden zwei Frauen wegen Brandstiftung festgenommen, berichtet das russische Online-Nachrichtenportal Shot auf Telegram.
  • Drei zivile Frachtschiffe sollen am Sonntag die russische Blockade im Schwarzen Meer durchbrochen haben und auf dem Weg zum ukrainischen Hafen Ismajil sein, um Getreide aufzuladen. Das berichten verschiedene Medien übereinstimmend.
  • Der Kreml sieht nach dem neuen Drohnenangriff auf die russische Hauptstadt Moskau das Verteidigungsministerium in der Pflicht, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. „Die Gefahr existiert, sie ist offensichtlich, Maßnahmen werden ergriffen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
  • Bei russischem Beschuss eines Krankenhauses in der südukrainischen Stadt Cherson ist Behördenangaben zufolge ein Arzt getötet worden. Eine Pflegekraft sei verletzt worden, teilt der Leiter der Militärverwaltung, Roman Mrochko, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit.
  • Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hat Truppen in dem besetzten Teil der ostukrainischen Oblast Saporischschja besucht. Er habe ein Kommandozentrum inspiziert, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit und veröffentlicht ein Video dazu.
  • Die ukrainische Gegenoffensive setzt nach Einschätzung britischer Geheimdienste die russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine unter Druck. „Zu den allgemeinen Problemen der russischen Kommandeure im Süden dürften knappe Bestände an Artilleriemunition, ein Mangel an Reserven und Probleme bei der Sicherung der Flanken der verteidigenden Einheiten gehören“, hieß es.
  • In der Stadt Charkiw sind bei nächtlichen russischen Angriffen nach ukrainischen Angaben mehrere Drohnen in bewohntem Gebiet niedergegangen. „Eine der Drohnen hat zwei Stockwerke eines Studentenwohnheims zerstört“, teilt Bürgermeister Ihor Terechow über die Messaging-App Telegram mit.

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