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Polens Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz

© IMAGO/ZUMA Wire

Update

Krieg gegen Russland?: Polens Verteidigungsminister berichtet von konkreten Vorbereitungen

Warschau prüft Lücken in seiner Bewaffnung. Verteidigungsexperte Gressel warnt: „Wenn alle ihr Militärgerät für sich behalten, kommt zu wenig in die Ukraine.“

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Polen bereitet sich nach den Worten seines Verteidigungsministers Wladyslaw Kosiniak-Kamysz auf einen Krieg gegen Russland vor. „Ich rechne mit jedem Szenario und nehme die schlimmsten am ernstesten“, sagte der 42-jährige Vizepremier im Interview mit dem Boulevard-Blatt „Super Express“ auf die Frage, ob er mit einer Niederlage der Ukraine und in der Folge mit einem Angriff Russlands auf Polen rechne.

„Die Lage ist sehr ernst, das begreifen immer mehr Staaten“ in der EU und der Nato, sagte Kosiniak-Kamysz, der zugleich Parteichef der konservativen Bauenrpartei ist. „Ich sage das nicht einfach so dahin“, betonte er. „Ich wäge meine Worte sorgfältig.“

Polen habe die konkrete Vorbereitung auf einen Konflikt mit Russland eingeleitet und prüfe, welche Lücken es bei der Bewaffnung noch gebe. Großaufträge für schwere Waffen seien „sehr wichtig“, sagte der Verteidigungsminister. „Aber die individuelle Ausrüstung jedes einzelnen Soldaten ist für mich nicht weniger entscheidend.“

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2024, spätestens 2025 sollen polnische Einheiten „voll einsatzbereit“ sein für ihre Aufgaben in der Schnellen Eingreiftruppe, führte Kosiniak-Kamysz aus. In der vergangenen Woche hatten er und sein dänischer Kollege Troels Lund Poulsen ein Memorandum zur verstärkten Militärhilfe für die Ukraine unterzeichnet. Dänemark gibt 19 Kampfflugzeuge vom Typ F-16 an die Ukraine ab. „Aber die Hilfe muss deutlich ausgeweitet werden. Es geht um unsere Sicherheit“, forderte Kosiniak-Kamysz von den europäischen Partnern.

Auch in den Baltischen Staaten mehren sich die Stimmen, dass man sich auf einen russischen Angriff vorbereiten müsse, falls die Ukraine den laufenden Krieg nicht gewinnt. Gustav Gressel, Militärexperte des European Council on Foreign Relations (ECFR) warnt jedoch vor einem kontraproduktiven Effekt.

Wenn alle sich auf eine Aggression gegen ihr Land vorbereiten, dann ist das für die Gesamtlage nicht hilfreich.

Gustav Gressel, Militärexperte des European Council on Foreign Relations (ECFR).

„Die Sorgen unserer Verbündeten an der Ostflanke der Nato vor einem russischen Angriff sind verständlich“, sagte Gressel dem Tagesspiegel. „Aber wenn alle sich auf eine Aggression gegen ihr Land vorbereiten, dann ist das für die Gesamtlage nicht hilfreich. Denn dann behalten sie ihr militärisches Gerät für sich und es kommt zu wenig in die Ukraine. Dort aber wird es am dringendsten gebraucht, um Russland aufzuhalten.“

Auch die Bundesregierung warnt vor einer Ausweitung des Kriegs in der Ukraine. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte kürzlich im Interview mit dem Tagesspiegel: „Wir hören fast jeden Tag Drohungen aus dem Kreml – zuletzt wieder gegen unsere Freunde im Baltikum. Wir müssen also einkalkulieren, dass Wladimir Putin eines Tages sogar ein Nato-Land angreift.“

Bundeskanzler Olaf Scholz wird am Freitag US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus besuchen und über die geringen Fortschritte der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland beraten. Die Militärhilfe der USA stockt wegen des Wahlkampfs in den USA. Scholz fordert von den EU-Partnern eine stärkere Unterstützung Kiews.

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