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Nach Angriffen steigen über den Außenbezirken der Stadt Bachmut Rauchschwaden in die Luft (Symbolbild).

© dpa/Libkos

Militäranalysten sehen Höhepunkt erreicht: Russische Offensive bei Bachmut kommt möglicherweise zum Erliegen

Mehrere Indikatoren deuten darauf hin, dass die russische Armee um Bachmut nicht mehr in größeren Gruppen operiert. Ein Ende der Angriffe bedeutet das aber wohl nicht.

Die russische Offensive gegen die Frontstadt Bachmut nähert sich vermutlich ihrem Höhepunkt, prognostizieren die Analysten des US-amerikanischen Think-Tanks „The Institute For The Study Of War“ (ISW). Sie stützen diese Aussage auf Berichte, wonach die russischen Truppen in der Region um die Stadt im Nordosten des Oblast Donezk „nicht mehr als taktische Kompanie- und Bataillonsverbände, sondern in kleineren Gruppen von zehn bis 15 Soldaten operieren“.

Wenn die russische Offensive ihren Höhepunkt erreichen sollte, bedeute dies jedoch nicht, dass die Armee keine weiteren Angriffe unternehmen kann, heißt es im täglichen Lagebericht des „ISW“. Vielmehr spreche man in der US-Militärdoktrin von einem Höhepunkt, wenn „eine Streitkraft nicht mehr in der Lage ist, ihre Operationsform – Angriff oder Verteidigung – fortzusetzen“ und „wenn eine Streitkraft den Angriff nicht fortsetzen kann und eine defensive Haltung einnehmen oder eine operative Pause einlegen muss“, zitieren die Analysten.

Das hieße, dass die russischen Truppen „weiterhin ineffektive Angriffe in Truppenstärke gegen Bachmut“ durchführen könnten. Dabei wäre es jedoch „sehr unwahrscheinlich“, dass diese Angriffe zu bedeutenden Erfolgen führen, so das „ISW“.

Wagner-Söldner benötigen wohl Unterstützung

Dass hochrangige ukrainische Beamte die Frontlinie bei Bachmut ohne Probleme besuchen können, stütze die Annahme der Analysten laut eigener Aussage. Erst am Dienstag und Mittwoch besichtigte der Chef des ukrainischen Militärischen Nachrichtendienstes (GUR) die Stadt und kam Berichten zufolge bis auf 600 Meter an die Frontlinie heran. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte Bachmut – kurz vor seiner USA-Reise – am 20. Dezember.

Als weiteren Indikator für einen Höhepunkt der russischen Offensive führt das „ISW“ an, dass Berichten zufolge russische Luftlandekräfte (VDV) die Operationen der Wagner-Gruppe in der Umgebung von Bachmut verstärken. Zuvor hatte die Söldnertruppe mehrmals betont, alleine für das Gebiet verantwortlich zu sein.

Das „ISW“ hat bereits früher eingeschätzt, dass die Kräfte der Wagner-Gruppe in der Umgebung von Bachmut hauptsächlich eine „Zermürbungsrolle“ spielen. Dass diese nun von regulären russischen Truppen unterstützt würden, sehen die Analysten als Indikator dafür, dass die Söldner „wahrscheinlich bis zu einem nahezu schwächenden Grad degradiert“ worden sind und „Verstärkung durch konventionellere russische Elemente benötigen“, heißt es in dem Bericht.

Auch weiter nördlich entlang der Frontlinie setzen die ukrainischen Verteidiger die russischen Streitkräfte unter Druck, berichtete das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch. In der Nähe der ostukrainischen Kleinstadt Kreminna – etwa 80 Kilometer von Bachmut entfernt – würde Moskau seine Truppen wahrscheinlich verstärken.

Umfassende Verteidigungsanlagen sollen die für die russische Logistik wichtige Stadt sichern, hieß es dazu aus London. Der ukrainische Gouverneur der Region zeigte sich jedoch zuversichtlich, Kreminna zurückzuerobern.

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