zum Hauptinhalt
Das Bild zeigt die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi mit Fußfessel nach ihrer vorübergehenden Freilassung aus dem berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran.

© dpa

Nahid Taghavi wieder in Haft : Auswärtiges Amt bestellt iranischen Botschafter ein

Anfang Januar hatte das Regime in Teheran der gefangenen Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi wegen ihres Gesundheitszustandes Hafturlaub gewährt. Nun ist sie zurück hinter Gittern.

| Update:

Die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi ist nach Angaben ihrer Tochter wieder im Gefängnis in Teheran. Auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb Mariam Claren am Donnerstag, dass ihre Mutter am Mittwochabend trotz ihres gesetzlich gewährten Hafturlaubs aus medizinischen Gründen „willkürlich und ohne Grund“ in die berüchtigte Evin-Haftanstalt zurückkehren musste.

Taghavi war im Januar wegen Gesundheitsproblemen überraschend Hafturlaub gewährt worden. Sie musste in dieser Zeit jedoch eine elektronische Fußfessel tragen und durfte sich nicht weiter als einen Kilometer von ihrem Apartment in Teheran wegbewegen, wie ihre Tochter damals erklärte. Ihren Angaben nach litt Taghavi zuletzt unter den Folgen mehrerer Bandscheibenvorfälle, hohem Blutdruck, Diabetes und einer verstopften Herzader.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das Auswärtige Amt schrieb auf X, Taghavi gehöre in ärztliche Behandlung, nicht ins Gefängnis. „Die abrupte Beendigung des Hafturlaubs macht dies unmöglich. Wir verurteilen die Missachtung ihrer Gesundheit & setzen uns weiter ohne Unterlass für sie ein“, hieß es in dem Beitrag.

Am Nachmittag teilte das deutsche Außenministerium zudem mit, man habe wegen des Falles Taghavi am Donnerstag den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt. Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel.

Die Menschenrechtsorganisation Háwar.help kritisierte ihre erneute Inhaftierung ebenfalls. „Damit wurden Hoffnungen zerschlagen, dass der Freigang für Nahid Taghavi ein erster Schritt in Richtung Freiheit war“, teilte die von der Journalistin und Aktivistin Düzen Tekkal gegründete NGO am Donnerstag mit. Dabei agiere das Regime in Iran von einem Standpunkt der Schwäche aus. Die monatelangen landesweiten Proteste für „Frau – Leben – Freiheit“ hätten es empfindlich geschwächt und „die Hegemonie der klerikalen Diktatur offen herausgefordert“. 

Háwar.help wertet Taghavis erzwungene Rückkehr ins Gefängnis auch als Zeichen dafür, dass das Regime vor den anstehenden Parlamentswahlen Stärke demonstrieren wolle. „Teheran ringt um seine Legitimität: Diese Woche, am 1. März, stehen Wahlen an. Die Machthaber fürchten eine historisch schlechte Wahlbeteiligung“, heißt es weiter.

Die Architektin Taghavi ist seit Oktober 2020 inhaftiert. Irans Justiz hatte sie laut ihrem Anwalt unter anderem wegen der „Leitung einer illegalen Gruppe“ zu zehn Jahren Haft verurteilt. Menschenrechtler werfen der Islamischen Republik vor, Ausländer als Geiseln festzuhalten, um etwa im Ausland verurteilte iranische Funktionäre freizupressen. Teheran bestreitet dies. (dpa, Tsp, cz)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false