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Auf diesem vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellten Foto schütteln sich Wolodymyr Selenskyj (l), Präsident der Ukraine, und Walerij Saluschnyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, während ihres Treffens die Hände.

© dpa/Uncredited

Syrskyj statt Saluschnyj: Das sagen russische Experten zum Machtwechsel an der Spitze der ukrainischen Armee

Der Austausch des Oberbefehlshabers in der Ukraine war nicht ohne Risiko für den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Aber wie bewerten russische Experten dies? Wir haben Stimmen gesammelt.

Nach Wochen voller Gerüchte vollzog sich am 8. Februar der Wechsel, der sich zuvor bereits abgezeichnet hatte: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj entließ den bisherigen Oberbefehlshaber der Ukraine, Walerij Saluschnyj, und ersetzte ihn durch Oleksandr Syrskyj.

Die meisten Politiker im Westen äußern sich ausdrücklich nicht zu der Entscheidung Selenskyjs und bezeichnen dies als innere Angelegenheit der Ukraine, ebenso russische Regime-Gegner wie etwa Michail Chodorkowski. Wie aber bewerten russische Experten den Wechsel?

Die Entlassung Saluschnyjs sei das logische und erwartbare Ergebnis eines Machtkampfes, schrieb der Rechtsanwalt und Politikwissenschaftler Vladimir Pastukhov auf Telegram. Man könne Selenskyj verstehen, er habe in einem Dilemma gesteckt: Einen beliebten, aber unabhängigen und starrköpfigen Befehlshaber an seiner Seite zu dulden, der das Wohlergehen der Armee immer dem Ansehen des Präsidenten vorziehen würde. „Tatsächlich wissen wir nicht, was als Nächstes passieren wird“, schreibt er bezüglich des Machtwechsels. „Vielleicht wird es schlecht, vielleicht auch nicht. Gottes Wege sind unergründlich.“

In einem weiteren Telegram-Beitrag gibt Pastukhov auch Einschätzungen zum Krieg. Der Plan des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Staatlichkeit der Ukraine zu zerstören, sei zunächst gescheitert, schreibt er. Das Ziel, die besetzten Gebiete zu befreien, sei dagegen mit rein militärischen Mitteln nicht zu erreichen. Was ihn beunruhige, sei nicht, dass dieses Ziel in absehbarer Zeit nicht erreichbar sei, sondern dass dieses Scheitern den Kampf um die Souveränität der Ukraine wieder in den Vordergrund rücken könnte.

Oleksandr Syrsky, der neue Oberbefehlshaber der Ukraine.
Oleksandr Syrsky, der neue Oberbefehlshaber der Ukraine.

© REUTERS/Valentyn Ogirenko

Der Politikexperte Alexander Kynev glaubt, dass die Entlassungs Saluschnyjs in Russland nur wenig wahrgenommen wurde, weil viele Menschen des Krieges überdrüssig seien. Im Allgemeinen würde der Machtwechsel als Beweis für einen internen politischen Konflikt in der Ukraine gesehen. Und das sei etwas, was die russische Propaganda erreichen wolle und freue.

Der russische Politologe Abbas Galliamov, der in den 2000er Jahren den Kreml beriet, heute aber im Exil lebt, ist der Ansicht, Selenskyjs Entscheidung zeige, wie weit er Putin voraus sei, wenn es um entschlossenes Handeln gehe. Der russische Staatschef umgebe sich lieber weiterhin mit „zweifelhaften Gestalten“ wie Verteidigungsminister Sergei Schoigu oder Generalstabschef Waleri Gerassimow, schrieb er auf Facebook. Im Sommer vergangenen Jahres hatte es etwa Gerüchte um eine mögliche Absetzung Gerasssimows gegeben, er ist aber nach wie vor im Amt.

Yulia Latynina, eine russische Journalistin im Exil, die den Verlauf des Krieges ständig verfolgt sagte laut echofm.online, dass Saluschnyj sein eigenes Ding gemacht habe und sich politischem Druck nicht gebeugt habe. Und sie glaube auch, dass Saluschnyj Selenskyj Erfolge vorenthalten habe, die allein mithilfe westlicher Waffen erzielt werden konnte – deren Beschaffung der ukrainische Präsident unermüdlich auf diplomatischer Ebene vorantreibt.

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