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Eine ukrainische Flagge in einem kürzlich befreiten Dorf.

© REUTERS/stringer

Tag 475 der Ukraine-Invasion: „Wir wussten, dass wir der Offensive nicht standhalten“

Weitere Geländegewinne auf ukrainischer Seite, russischer Generalmajor im Kampf getötet, schwere russische Luftangriffe auf ukrainische Städte. Der Überblick.

Wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf ukrainische Soldaten berichtet, setzen sich die Landgewinne in der Region Donezk fort. Dabei nehmen Kiews Truppen mehr und mehr Dörfer entlang des Flusses Mokri Jaly ein. Die Soldaten berichten von der geringen Moral der russischen Truppen. Zahlreiche Soldaten seien bei den Angriffen in die eigenen Minenfelder geflohen (Quelle hier). In umkämpften Dörfern in der Gegend sind nach Monaten der Kämpfe kaum noch Zivilisten vor Ort.

Ein interessantes Detail: Bei den ukrainischen Einheiten in diesem Teil der Front handelt es sich um kampferprobte Formationen der 68. Brigade. Bei den Einheiten, die vergangene Woche Verluste nahe der Stadt Saporischschja erlitten, handelte es sich um im Westen trainierte Soldaten der 47. Brigade. In den vergangenen Tagen war teilweise Kritik auch in der Ukraine laut geworden, dass die für die Offensive neu aufgestellten Truppen häufig nicht aus gemischten Teams bestehen, aus erfahrenen und neu ausgebildeten Soldaten.

Ein Bild der Kämpfe in der Region Donezk zeichnet ein russischer Kriegsgefangener, den der Reporter des „Wall Street Journal“ interviewen konnte: Ein russischer Wehrpflichtiger aus Wladiwostok im Fernen Osten Russlands erzählt, seine Einheit habe genau gewusst, wann die Ukrainer kommen, da sie den Funkverkehr abhörten. Bei der Verteidigung des Dorfes geholfen habe das nicht. „Unter uns haben wir gesagt, dass wir nicht in der Lage sein werden, der Gegenoffensive standzuhalten“, erklärte er.

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Zunächst wurden die russischen Stellungen mit Mörsern und Artillerie beschossen. Als gepanzerte Fahrzeuge aus den USA das Feuer eröffneten, „war es so heftig, dass man den Kopf nicht heben konnte“, erzählt er. Die Männer zu seiner Rechten seien geflohen. Er und drei Kameraden blieben in einem Graben zurück. Einer der Männer erschoss sich. Der Wehrpflichtige und ein weiterer Mann ergaben sich. Als ukrainische Truppen sie auf den Boden legten und ihre Hände fesselten, griff der verbliebene russische Soldat mit Handgranaten an und verwundete mehrere Ukrainer, bevor er getötet wurde. Nach schweren Kämpfen um zwei größere Gebäude in einem Dorf flohen die verbliebenen russischen Soldaten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Neben Großbritannien wollen nun offenbar auch die USA mit Uran angereicherte Panzermunition an die Ukraine liefern. Die britische Lieferung hatte Empörung im Kreml. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Der russische Generalmajor Sergej Gorjatschow soll durch einen Raketenangriff auf den ostukrainischen Ort Makarivka ums Leben gekommen sein. Das berichtet der bekannte russische Militärblogger, Voenkor Kotenok, auf seinem Telegram-Kanal. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Ukraine hat in den vergangenen Tagen mehrere Leopard-Panzer verloren. Nun behaupten die Russen, Panzer aus deutscher Produktion erobert zu haben. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Ungeachtet des Spardrucks hat die Unionsfraktion im Bundestag eine deutliche Erhöhung des Wehretats gefordert. „Die viel beschworene Zeitenwende wird von der Ampel langsam, aber sicher zu Grabe getragen“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul der „Süddeutschen Zeitung“. Mehr hier.
  • Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dämpft Hoffnungen auf umgehenden Ersatz für in der Ukraine zerstörte westliche Panzer. „Wir werden nicht jeden Panzer ersetzen können, der jetzt ausfällt“, sagte er in der Sendung „RTL Direkt“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Ein ehemaliger Wagner-Söldner hat sich offenbar der Freischärler-Gruppe „Russisches Freiwilligenkorps“ angeschlossen. Die Gruppe kämpft auf der Seite der Ukraine und ist für die jüngsten Angriffe auf russisches Staatsgebiet in der Oblast Belgorod verantwortlich. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sind nun offenbar infolge der Überschwemmungen Schädel gefunden worden, die von Wehrmachtssoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg stammen könnten. Das legt Videomaterial nahe, das von ukrainischen Social-Media-Accounts verbreitet wurde. Mehr hier.
  • Führende deutsche Friedensforscherinnen und -forscher haben Forderungen aus der Friedensbewegung nach einem Ende der militärischen Hilfe für die Ukraine als gefährlich und kontraproduktiv zurückgewiesen. Die Bundesregierung fordern sie auf, Vermittlungsinitiativen vorzubereiten. Mehr dazu hier.
  • Ein Videoausschnitt, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinen Verteidigungsminister Sergei Schoigu bei einem Termin zeigt, heizt Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen den beiden an. Darin ist zu sehen, wie Putin Schoigu demonstrativ den Rücken kehrt und ihm einen verächtlichen Blick zuwirft. Mehr im Newsblog.
  • Die Ukraine hat bei ihrer laufenden Gegenoffensive eigenen Angaben zufolge erneut kleinere Geländegewinne erzielt. Im östlichen Gebiet Donezk sei die ukrainische Armee an verschiedenen Stellen um 200 bis 250 Meter vorgerückt, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Dienstag auf Telegram mit.
  • Der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, hält es für ungewiss, dass seine Einheiten in der Ukraine bleiben werden. Er sei „nicht sicher“, ob Wagner nach der Einnahme von Bachmut im Land bleiben werde, sagt Prigoschin. 
  • In Russland sind mehrere frühere Mitarbeiter der Rüstungsindustrie wegen des Verdachtes der Spionage für die Ukraine festgenommen worden. Das teilt der russische Inlandsgeheimdienst FSB mit. 
  • Russland erhält nach Angaben britischer Geheimdienste größere Mengen iranischer „Kamikaze“-Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine als bisher. Statt per Flugzeug würden die Drohnen nun wohl mit Schiffen aus dem Iran über das Kaspische Meer geliefert, so das Verteidigungsministerium. 
  • Bei neuen russischen Angriffen auf die Ukraine ist offiziellen Angaben zufolge unter anderem ein Wohnhaus in der südöstlichen Großstadt Krywyj Rih getroffen worden. „Es gibt Tote und Verwundete“, so der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, am frühen Morgen.

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