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Eine Luftaufnahme zeigt Porto Alegre am Montag.

© AFP/RICARDO STUCKERT

Überschwemmungen im Süden Brasiliens: Zahl der Toten steigt weiter – über 100 Menschen vermisst

Durch Extremwetterereignisse und das Klimaphänomen El Niño ist aktuell Porto Alegre überschwemmt. Zahlreiche Menschen starben und über eine Million hat weiter keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 

Bei den schweren Überschwemmungen im Süden Brasiliens ist die Zahl der Toten weiter gestiegen. Mindestens 78 Menschen kamen nach Angaben der brasilianischen Zivilschutzbehörde vom Sonntag bislang in den Fluten ums Leben. Mindestens 105 Menschen gelten demnach als vermisst. Im südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul mussten mehr als 115.000 Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Rettungskräfte kämpften gegen die Zeit, um weitere Menschen vor Überschwemmungen und Schlammlawinen zu retten.

Porto Alegre, die Hauptstadt von Rio Grande do Sul, war Luftaufnahmen zufolge völlig überflutet. Straßen waren überschwemmt und die Dächer einiger Häuser kaum noch zu erkennen. Der durch die Stadt fließende Guaiba-Fluss erreichte nach Angaben der örtlichen Behörden einen neuen Höchststand von über fünf Metern – weit über dem bisherigen Rekordwert von 4,7 Metern aus dem Jahr 1941.

Das Wasser drang zunehmend in die 1,4-Millionen-Einwohner-Stadt und bedrohte hunderte weitere Orte. Zusätzlich zu den hunderttausenden Einwohnern, die aufgrund der Überschwemmungen ihre Häuser verlassen mussten, hatten nach Angaben des brasilianischen Zivilschutzes mehr als eine Million Menschen kein Zugang zu Trinkwasser.

Mindestens 78 Menschen kamen nach Angaben der brasilianischen Zivilschutzbehörde vom Sonntag bislang in den Fluten ums Leben. 

© AFP/RICARDO STUCKERT

Porto Alegres Bürgermeister Sebastião Melo rief die Menschen im Onlinedienst X dazu auf, ihre Häuser zu verlassen. Außerdem müssten sie nach dem Ausfall von vier der sechs Aufbereitungsanlagen in der Stadt das Trinkwasser rationieren.

„Donnerstagnacht fing das Wasser an, schnell zu steigen“, berichtete die 37-jährige Krankenschwester Rosana Custodio der Nachrichtenagentur AFP. „Mein Mann setzte unsere beiden Kleinen in ein Kajak und ruderte mit einem Bambusstab. Mein Sohn und ich schwammen bis zum Ende der Straße.“ Ihre Familie sei in Sicherheit, habe jedoch alles verloren, sagte sie. 15.000 Menschen in dem Bundesstaat fanden bislang Zuflucht in staatlichen Notunterkünften.

Zwar ließ der Regen am Samstag nach, Experten schätzten jedoch, dass er weitere 24 bis 36 Stunden anhalten könnte. Zusätzlich warnten sie vor Erdrutschen. Die Behörden versuchten weiter, überschwemmte Stadtteile zu evakuieren. Rettungskräfte suchten mit Allradfahrzeugen und Jet-Skis im hüfthohen Wasser nach Gestrandeten.

Freiwillige verteilen an einer Tankstelle Nahrungsmittel, Medizin und Kleidung an Menschen, die aus den Fluten gerettet wurden.

© AFP/ANSELMO CUNHA

Vielerorts bildeten sich lange Schlangen vor den wenigen verbliebenen Bussen - aufgrund der Überschwemmungen war der Busverkehr vom und zum Stadtzentrum eingestellt worden. Am internationalen Flughafen von Porto Alegre stehen die Start- und Landebahnen unter Wasser. Der Flughafen hatte daher bereits am Freitag alle Flüge auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, bezeichnete die Überschwemmungen als die „schlimmste Katastrophe“ in der Geschichte des Bundesstaats. Er forderte einen „Marshallplan“ mit großen Investitionen, um den Wiederaufbau nach der Katastrophe vorantreiben zu können.

Offiziellen Angaben zufolge wurden seit vergangenem Montag in mindestens 341 Städten und Dörfern im Bundesstaat Schäden verzeichnet. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte den Betroffenen bei einem Besuch im Katastrophengebiet bereits die Hilfe seiner Regierung zu.

Brasilien hat in den vergangenen Monaten immer wieder unter Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Starkregen gelitten. Experten zufolge führt die Erderwärmung dazu, dass solche Ereignisse häufiger und intensiver auftreten. Derzeit werden die Wetterextreme jedoch auch durch das Klimaphänomen El Niño verstärkt. (AFP)

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