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Arbeiter installieren sogenannte Drachenzähne beim Bau neuer Verteidigungsstellungen nahe der russischen Grenze.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion Tag 789: Wie sich Kiew an der Front auf eine neue russische Großoffensive vorbereitet

Polen laut Präsident Andrzej Duda zur Stationierung von Atomwaffen bereit. Fernsehturm in Charkiw teilweise eingestürzt. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Wie schon länger bekannt ist, rechnet die Ukraine damit, dass Russland bis zum Sommer einen neuen Vorstoß für eine Offensive wagen wird. Zwar haben die USA inzwischen die lange blockierten Hilfen für das Land freigegeben, doch bis tatsächlich Unterstützung für die ukrainischen Soldaten an der Front angekommen ist, dürfte es noch dauern. Alles, was der Ukraine bleibt, ist, ihre Linien bestmöglich zu schützen. Und das tut sie, wie ein Bericht der „New York Times“ zeigt (Quelle hier).

Die Zeitung zeigt in dem Bericht Satellitenbilder von der ukrainischen Front im Süden des Landes. Darauf markiert: Drachenzähne, Gräben, Betonhindernisse, um Panzer in andere Positionen zu lenken. Also auch solche Dinge, die Russland bislang für die Verteidigung seiner Linien nutzte. Die Verteidigungslinie umfasse knapp 44 Kilometer, schreibt die „New York Times“, vor drei Monaten habe es sie noch nicht gegeben.

Die ukrainische Regierung, so heißt es in dem Bericht weiter, habe in diesem Jahr rund 800 Millionen Dollar für den Bau von Befestigungsanlagen entlang der Frontlinie bereitgestellt – und die Bauarbeiten seien bereits weit fortgeschritten. Seit Anfang des Jahres habe Kiew lange Verteidigungslinien in den beiden südlichen Regionen Cherson und Saporischschja errichtet.

Daneben gebe es auch solche bei Awdijiwka im Osten. Diese würden sich deutlich von denen im Süden unterscheiden: Anstelle breiter Verteidigungsanlagen würden solche zur Befestigung städtischer Gebiete errichtet, die sich im Visier Russlands befinden. Denn hohe Verluste wie in Awdijiwka sollen sich auf keinen Fall wiederholen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Die weltweiten Militärausgaben haben 2023 wieder einen Höchststand erreicht. Bereits zum neunten Mal in Folge übertrafen die Zahlen die Ausgaben des Vorjahres, wie aus einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervorgeht. Mit für diesen beispiellosen Anstieg verantwortlich sei auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Mehr hier.
  • Die von Russland besetzte Stadt Sewastopol ist am Sonntag offenbar erneut mit Raketen angegriffen und ein dort stationiertes Schiff der russischen Schwarzmeerflotte getroffen worden. Dabei soll es sich um das 110 Jahre alte Kriegsschiff „Kommuna“ handeln. Videos auf sozialen Medien zeigen ein brennendes Schiff. Mehr hier.
  • Nach dem Votum des US-Repräsentantenhauses zur Freigabe eines gut 60 Milliarden Dollar umfassenden Pakets zur Unterstützung der Ukraine hat die Bundesregierung erleichtert reagiert. Zugleich werden aber nun die Forderungen lauter, dass Deutschland und Europa ihrerseits die Militärhilfen für das überfallene Land aufstocken müssten. Mehr hier.
  • Der Fernsehturm in der ukrainischen Großstadt Charkiw ist teilweise eingestürzt. Auf Videos in den sozialen Medien ist zu sehen, wie die Spitze des Turms inmitten einer Rauchwolke umkippt und zu Boden fällt. Kurz zuvor hatten die Behörden einen russischen Angriff gemeldet. Mehr in unserem Newsblog.
  • Ein russisches Militärgericht hat den Sprecher des US-Internetriesen Meta, Andy Stone, in Abwesenheit wegen „Terrorismus-Verherrlichung“ zu sechs Jahren Straflager verurteilt. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete, stufte Richter Roman Kiforenko den Facebook-Mutterkonzern am Montag in Moskau in seinem Urteil als „extremistisch“ ein. 
  • Die Bundesregierung hat bei einem EU-Treffen mit Nachdruck für die deutsche Initiative zur Lieferung zusätzlicher Flugabwehrsysteme an die Ukraine geworben. „Wir von deutscher Seite (...) appellieren eindringlich (...), dass jeder noch einmal in seine Bestände schaut und sichtet, wie die Luftverteidigungsunterstützung ausgebaut werden kann“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock.
  • Die russische Armee hat nach eigenen Angaben erneut ein Dorf im Osten der Ukraine eingenommen. Die Siedlung Nowomychailiwka sei „vollständig befreit“ worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. Diese befindet sich rund 20 Kilometer von der Bergbaustadt Wuhledar entfernt.
  • Polen ist nach den Worten von Präsident Andrzej Duda zur Stationierung von Atomwaffen zur Abschreckung Russlands bereit. Bei einem entsprechenden Ansinnen der Nato-Verbündeten könne Polen auf diese Weise die Ostflanke des Verteidigungsbündnisses stärken, sagte Duda in einem Interview. 
  • Der russische Unterhaus-Vorsitzende Wjatscheslaw Wolodin droht mit der Beschlagnahme westlicher Vermögenswerte in seinem Land. „Washington hat ein Gesetz zur Konfiszierung russischen Vermögens verabschiedet, um die EU zu provozieren, denselben Schritt zu unternehmen, der verheerende Folgen für die europäische Wirtschaft haben wird“, sagt der Duma-Vorsitzende.
  • Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher ein deutscher Landesregierungschef Kiew besucht. Der SPD-Politiker traf am Morgen mit dem Zug aus Polen kommend in der ukrainischen Hauptstadt ein. 
  • Die Union im Bundestag fordert strengere Sanktionen gegen Russland und Belarus bei Agrarprodukten. „Wir sind in Deutschland und Europa nicht auf russisches Getreide angewiesen“, sagte der agrarpolitische Sprecher der Fraktion, Albert Stegemann (CDU), der Deutschen Presse-Agentur. 

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