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Der französische Ex-President Sarkozy vor dem Gerichtsgebäude in Paris.

© AFP/BERTRAND GUAY

Update

Urteil gegen Frankreichs Ex-Präsidenten: Sarkozy soll ein Jahr lang Fußfessel tragen

Der ehemalige Staatschef verliert seinen Berufungsprozess und erhält eine dreijährige Haftstrafe wegen Bestechung und unerlaubter Einflussnahme. Der nächste Prozess droht bereits.

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Ein Berufungsgericht hat die Verurteilung von Frankreichs früherem Präsidenten Nicolas Sarkozy wegen Bestechung und unerlaubter Einflussnahme bestätigt. Das Gericht in Paris hielt in seinem Urteil am Mittwoch an der Verurteilung des 68-Jährigen in erster Instanz zu drei Jahren Haft fest, wovon zwei auf Bewährung ausgesetzt wurden.

Das eine Jahr Haft darf der im Volksmund „Sarko“ genannte Politiker zu Hause unter elektronischer Überwachung absitzen. Ob es allerdings überhaupt so weit kommt, ist noch offen. Sarkozys Verteidigerin hat bereits eine Revision gegen die Entscheidung des Berufungsgerichts angekündigt.

„Die Justiz ist manchmal ein sehr langer und schwieriger Weg, wir befinden uns noch am Anfang dieses Weges und dieser setzt sich fort“, sagte Anwältin Jacqueline Laffont am Mittwoch in Paris. „Nicolas Sarkozy ist unschuldig, was die ihm vorgeworfenen Taten angeht.“ Man werde sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen. „Wir geben diesen Kampf nicht auf, der ein gerechter Kampf ist angesichts eines besonders ungerechten Urteils.“

Konkret geht es in dem Verfahren darum, dass der ehemalige konservative Präsident 2014 über seinen langjährigen Anwalt Thierry Herzog versucht haben soll, von dem Juristen Gilbert Azibert Ermittlungsgeheimnisse in einer anderen Affäre zu erhalten. Im Gegenzug wurde Azibert Unterstützung bei der Bewerbung um einen Posten in Monaco angeboten.

Im Kern habe dieses Verhalten die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet, argumentierte die Anklage. Auch Herzog und Azibert wurden in erster Instanz zu jeweils drei Jahren Haft verurteilt, zwei davon auf Bewährung. Das Berufungsgericht bestätigte diese Strafen nun.

Wie die Vorsitzende Richterin Sophie Clément in der Urteilsbegründung sagte, wiegten die von Sarkozy begangenen Taten umso schwerer, weil sie von einem ehemaligen Präsidenten begangen worden seien.

Nächster Prozess droht

Bereits mit Blick auf seine letztlich gescheiterte Wiederwahlkampagne 2012 war Sarkozy vor anderthalb Jahren wegen illegaler Wahlkampffinanzierung zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt worden - und in Berufung gegangen.

Hintergrund für die Ermittlungen in der Libyen-Affäre waren Hinweise, wonach für Sarkozys Wahlkampf 2007 illegal Geld vom Regime des damaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi geflossen sein soll.

Ein Zeuge hatte 2016 gesagt, er habe Ende 2006 oder Anfang 2007 mehrere - vom libyschen Regime vorbereitete - Koffer mit Millionen Euro ins Pariser Innenministerium gebracht, das damals von Sarkozy geführt wurde. Sarkozy hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Schon die Amtszeit des Konservativen im Élyséepalast von 2007 bis 2012 war von Affären um reiche Freunde, maßlose Regierungsmitglieder und Vetternwirtschaft geprägt. Der einstige Hoffnungsträger der Rechten hatte seine Karriere als Bürgermeister begonnen.

Die Wiederwahl zum Präsidenten verlor er schließlich 2012 gegen den Sozialisten François Hollande. Fünf Jahre später scheiterte er bereits im parteiinternen Auswahlverfahren für die Präsidentenwahl.

Bei zahlreichen Anhängern der bürgerlichen Rechten gilt Sarkozy noch immer als Führungsikone, obwohl er keine Ämter mehr hat. Führende Köpfe der konservativen Républicains versuchen mittlerweile jedoch, sich von Sarkozy zu lösen.

Während dieser in der Vergangenheit Spekulationen über ein mögliches politisches Comeback genährt hatte, ist er inzwischen durch seine Verurteilungen belastet. (dpa)

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