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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßt Ursula von der Leyen.

© dpa/Efrem Lukatsky

Voraussetzungen bis Oktober erfüllt?: Ukraine sieht sich auf gutem Weg zu EU-Beitrittsverhandlungen

Die ukrainische Vize-Regierungschefin bewertet die Aussichten auf einen EU-Beitritt ihres Landes optimistisch. Litauen schließt derweil seine Grenzübergänge zu Belarus. Der Überblick aus der Nacht.

Die Regierung in Kiew rechnet damit, dass die Ukraine bis Oktober alle Voraussetzungen für den Beginn der geplanten Verhandlungen über einen EU-Beitritt erfüllen kann. Man arbeite weiter daran, die Bedingungen der EU-Kommission umzusetzen, sagte Vizeministerpräsidentin Olha Stefanischyna am Donnerstag in Kiew.

Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich bei Deutschland für weitere Luftabwehrsysteme und kündigte eine Waffenschau der Rüstungsindustrie im Herbst an. Die USA sicherten zu, eine schnelle Weitergabe von Kampfjets des Typs F-16 an die Ukraine zu ermöglichen.

Bis Oktober werde die Ukraine alle vereinbarten gesetzgeberischen und institutionellen Schritte für den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen einläuten, sagte Stefanischyna bei einer Konferenz in der Hauptstadt Kiew. Für die vollständige Umsetzung dieser grundlegenden Reformen würden hingegen noch Jahre benötigt.

Im Oktober wird die Europäische Kommission darüber entscheiden, ob sie den Staats- und Regierungschefs der EU empfiehlt, Beitrittsgespräche mit der von Russland angegriffenen Ukraine aufzunehmen. Die EU hatte das Land vergangenes Jahr offiziell zum Beitrittskandidaten gemacht.

Vor dem Beginn der eigentlichen Beitrittsverhandlungen, die keine Garantie für eine Mitgliedschaft sind, muss die Ukraine sieben Voraussetzungen der EU-Kommission erfüllen. Dabei geht es etwa um das Verfahren zur Auswahl ukrainischer Verfassungsrichter und um bessere Korruptionsbekämpfung - insbesondere auf hoher Ebene. Auch fordert die EU, dass Standards im Kampf gegen Geldwäsche eingehalten werden und ein Gesetz gegen den übermäßigen Einfluss von Oligarchen umgesetzt wird.

Litauen schließt zwei Grenzübergänge zu Belarus

Als Reaktion auf die Präsenz russischer Wagner-Söldner in Belarus hat Litauen zwei seiner sechs Grenzübergänge zum Nachbarland vorübergehend geschlossen. Auf Beschluss der Regierung des baltischen EU- und Nato-Landes sind von Freitag an die beiden Kontrollpunkte Sumskas und Tverecius bis auf Weiteres dicht.

Nach Angaben des Innenministeriums sollten dort Betonblöcke und Stacheldrahtrollen errichtet werden. Die anderen vier Grenzübergänge zum autoritär regierten Belarus sollen geöffnet bleiben.

USA: Dänemark und Niederlande sollen F-16 schnell weitergeben können

Die US-Regierung kündigte derweil an, Dänemark und den Niederlanden eine schnelle Weitergabe von F-16-Jets an die Ukraine zu ermöglichen. Man habe den beiden Ländern formal zugesichert, dass Anträge auf Genehmigung so beschleunigt würden, dass die Kampfjets an Kiew geliefert werden könnten, sobald die Ausbildung der ukrainischen Piloten und Techniker abgeschlossen sei, bestätigte ein Sprecher des US-Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Washington.

ARCHIV - 07.06.2022, Polen, Poznan: Ein F-16-Jet der polnischen Luftwaffe steht während der Nato-Übung «Ramstein Legacy 2022» auf der 31. polnischen Luftwaffenbasis.
ARCHIV - 07.06.2022, Polen, Poznan: Ein F-16-Jet der polnischen Luftwaffe steht während der Nato-Übung «Ramstein Legacy 2022» auf der 31. polnischen Luftwaffenbasis.

© dpa/Jakub Kaczmarczyk

Die USA müssen die Übergabe der Militärjets an die Ukraine genehmigen, weil die Maschinen von der US-Firma Lockheed Martin gebaut werden und sensible Technologie an Bord haben. Deshalb hat Washington auch ein Mitspracherecht dabei, wer daran ausgebildet wird.

Selenskyj begrüßt Botschafter und kündigt Waffenschau an

Nach seinem Amtsantritt im Juli hat der neue deutsche Botschafter in der Ukraine, Martin Jäger, dem Präsidenten Selenskyj nun sein Beglaubigungsschreiben überreicht. „Wir unterstützen die Ukraine in ihrem Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit“, schrieb Jäger am Donnerstag zu diesem Anlass auf der Online-Plattform X, die vorher Twitter hieß.

In seiner abendlichen Ansprache via Telegram dankte Selenskyj später Deutschland für die jüngste Lieferung von weiteren Startgeräten für das Flugabwehrsystem Iris-T. „Es ist ein kraftvolles und notwendiges Flugabwehrsystem. Ich danke Deutschland für die Hilfe beim Schutz gegen den russischen Terror“, sagte Selenskyj.

 Ein Fachbesucher betrachtet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA ein Flugabwehr-Waffensystem vom Typ IRIS-T SLS, einer Komponente des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM, der Firma Diehl.
Ein Fachbesucher betrachtet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA ein Flugabwehr-Waffensystem vom Typ IRIS-T SLS, einer Komponente des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM, der Firma Diehl.

© dpa/Wolfgang Kumm

Außerdem kündigte er ein „Forum der Rüstungsindustrie“ im Herbst an. Bei der Veranstaltung sollen ukrainische und ausländische Rüstungshersteller ihre Produktion präsentieren. Selenskyj zufolge können dabei auch Möglichkeiten für neue Produktionsstätten in der Ukraine ausgelotet werden.

Was am Freitag wichtig wird

Im Osten und im Süden der Ukraine geht die Gegenoffensive Kiews zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete weiter. (dpa)

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