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Wer die Republikaner in Iowa beeindrucken will, sollte sich mit den aktuellen landwirtschaftlichen Preisen auskennen und bibelfest sein.

© Reuters/Evelyn Hockstein

Update

Zwischen Burgern und Strohballen: Wer fordert Trump bei der Agrarmesse in Iowa heraus?

In bäuerlichem Ambiente suchen die Präsidentschaftsbewerber der US-Republikaner bei der „Straw Poll“ ihre Chance, aus dem Umfragekeller der Chancenlosen auszubrechen.

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Alle vier Jahre produziert ein unbedeutender Ort im US-Bundesstaat Iowa Mitte August Schlagzeilen. Die „Straw Poll“ bei der Landwirtschaftsmesse in Ames ist der erste markante Popularitätstest für die republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Nach Trumps Entscheidung, die erste TV-Debatte der Kandidaten zu schwänzen, bietet sich den Konkurrenten an diesem Samstag die Chance, aus dem Umfragekeller der kaum Bekannten auszubrechen und zu seinem Herausforderer zu werden.

Das bäuerliche Ambiente bietet einen scharfen Kontrast zu den Bildern aus den großstädtischen USA, die sonst die Nachrichten dominieren. Das populärste Fotomotiv in dem knappen halben Jahrhundert seit der ersten Abstimmung ist die „Butterkuh“: eine Kuh in Originalgröße, geformt aus Butter – weshalb sie in einem Kühlraum gehalten wird.

Das politische Bühnenbild bilden hier Strohballen – daher der Name „Straw Poll“ –, sowie Zuchtbullen, Wettbewerbe um die größten Kürbisse, die bis zu einer halben Tonne wiegen, mannigfaltige Essensstände, voran mit der lokalen Spezialität „Pulled Pork“-Burger. Die Sandwiches mit dem aus großen Grillstücken gezupften Schweinefleisch sind in Iowa weit populärer als der anderswo übliche Rindfleisch-Burger.

Hälfte der US-Wähler lebt in Dorf oder Kleinstadt

In ungewohnter Umgebung bemühen sich die Kandidaten für das Weiße Haus, ihre Geländegängigkeit in der Provinz zu beweisen. Die Hälfte der US-Wähler wohnt in Dörfern und Kleinstädten.

Die Republikaner in Iowa sind eine eigene Spezies unter der Landbevölkerung. Wer sie beeindrucken will, sollte sich mit den aktuellen Preisen für Mais, Raps, Biotreibstoff und anderen Gütern an den Agrarbörsen auskennen, Bibelzitate in den Auftritt einflechten und die Freiheit des Waffentragens verteidigen. Manche Bewerber bringen Country-Sänger zur Verstärkung mit, andere halten Bibelstunden ab, wie 2007 Ex-Pastor Mike Huckabee, der im Januar 2008 die Vorwahl in Iowa gewann.

In 44 Jahren hat die Straw Poll immer wieder Überraschungssieger hervorgebracht. Manchen verhalf der Erfolg zu nationaler Bekanntheit. Einige Sieger wurden Präsident, etwa George W. Bush 2000. Andere Champions der „Straw Poll“, wie 2011 die kurzzeitige Tea-Party-Ikone Michele Bachmann, waren schon wenige Monate später wieder in der Versenkung verschwunden. Bei der Vorwahl zur Aufstellung des republikanischen Kandidaten für das Weiße Haus im Januar 2012 wurde sie nur Sechste.

Früher wurden aus Siegern hier Präsidenten

2015 wurde es stiller um die „Straw Poll“. Der Stimmungstest sei zu teuer und aufwändig, meinten Kritiker. Und die Zeiten seien vorbei, in denen ihr Sieger gute Chancen habe, Präsidentschaftskandidat der Partei zu werden wie Bob Dole 1996 und dann George W. Bush 2000.

Nun aber lebt das Interesse an der Landwirtschaftsmesse in Iowa und der „Straw Poll“ an diesem Sonnabend neu auf. Für Spannung sorgt nicht, wer gewinnt. Der Sieger wird wohl Donald Trump heißen – und das mit großem Vorsprung. Die Frage ist vielmehr, wer den zweiten und wer den dritten Platz belegt und mit wie viel Abstand.

Erste TV-Debatte der Republikaner am Mittwoch

Diese Personen werden besondere Aufmerksamkeit bei der ersten landesweiten TV-Debatte republikanischer Präsidentschaftsbewerber am kommenden Mittwoch in Milwaukee auf sich ziehen. Ist Trump bereits der unausweichliche Kandidat des rechten Lagers für das Weiße Haus 2024? Oder kann ihn noch jemand ernsthaft herausfordern und abfangen?

55
Prozent Unterstützung hat Donald Trump unter Wählern der Republikaner.

Im Schnitt der landesweiten Umfragen hat Trump 55 Prozent Unterstützung unter Wählern der Republikaner. Der Zweitplatzierte, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, ist in den zurückliegenden Wochen immer weiter zurückgefallen, von rund 30 Prozent Anfang April auf nun unter 15 Prozent.

Der neue Favorit heißt Ramaswamy

Alle übrigen gehören zu den Kellerkindern der Umfragen, die nur auf einstellige Prozentwerte kommen. Ein Bewerber ist jedoch seit Juni in einem kontinuierlichen Aufstieg: der 38-jährige Pharmaunternehmer Vivek Ramaswamy. Er liegt jetzt auf Platz drei mit sieben Prozent, gefolgt von Mike Pence, der Trumps Vizepräsident war.

Ramaswamys Eltern sind aus Indien eingewandert. Er wurde in Cincinnati geboren, studierte Biologie in Harvard und Jura in Yale. Neben seinem unternehmerischen Erfolg macht er als „Anti Woke“-Aktivist von sich reden. Obwohl er selbst Hindu ist, wirbt er zudem gezielt um christliche Wähler.

Zu Trump verhält er sich ambivalent. Er greift ihn nicht persönlich an und lobt ihn gelegentlich. Im Gegensatz zu Trump hat Ramaswamy seine Steuererklärungen der letzten 20 Jahre öffentlich gemacht. Den Sturm auf das Kapitol im Januar 2021, mit dem Trump-Anhänger die Zertifizierung des Wahlsiegers Joe Biden als neuer Präsident verhindern wollten, nannte er „eine Schande“.

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