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Die Freie Volksbühne Berlin in Wilmersdorf.

© Ulrike Heinicke

125 Jahre Freie Volksbühne: Die Kunst dem Volke

Die Freie Volksbühne feiert nächstes Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Zeit für einen Rückblick auf ihre bewegte Geschichte.

„Unterwegs“, so heißt einer der Vorträge, mit denen die Freie Volksbühne Berlin (FVB) im nächstes Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiern möchte. Viel unterwegs war die Institution in ihrer bewegten Geschichte auf jeden Fall. Zuletzt drohte sie in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen, aber Geschäftsführerin Alice Ströver, langjährige Vorsitzende des Ausschusses für Kulturelle Angelegenheiten, ist es mit Probemitgliedschaften und Kooperationen gelungen, den Abwärtstrend zu stoppen. Seit 2012 hat die FVB 2000 neue Mitglieder gewinnen können: „Wir verstehen uns heute als Dienstleister für das Publikum“, so Ströver auf einer Pressekonferenz. Neben ermäßigten Karten stehen regelmäßig kulturelle Bildungsveranstaltungen wie „Montagskultur“ auf dem Programm. Alleine dieses Jahr wird der Verein über 50 000 Karten an 6 000 Mitglieder verkauft haben.

"Die Kunst dem Volke"

Gegründet wurde er 1890, um einfachen Arbeitern den Zugang zum Theater zu ermöglichen – gemäß Bruno Willes Forderung „Die Kunst dem Volke“. Zu Theateraufführungen wurde ein einheitlicher Mindestbeitrag genommen. Neben Goethe und Schiller waren auch viele kritische Stücke zu sehen, denn die Vorstellungen waren nur Vereinsmitgliedern zugänglich und deshalb nicht der preußischen Zensur unterworfen. Der Erfolg dieser kulturpolitischen Massenorganisation der deutschen Arbeiterbewegung war so groß, dass der Verein 1913 mit dem Bau eines eigenen Theaters am Bülowplatz, heute Rosa-Luxemburg-Platz, beginnen konnte. Der erste Direktor war Max Reinhardt. Nicht zuletzt dank der avantgardistischen Inszenierungen Erwin Piscators stieg die Mitgliederzahl der Freien Volksbühne Berlin 1926 auf 160 000.

Nach 1933 wurde der Verein zur Auflösung gezwungen. Von der Wiedergründung 1947 bis zum Bau eines neuen Theaters an der Schaperstraße 1963 war das Theater am Kurfürstendamm neue Heimat. 1961 hatte die FVB wieder über 100 000 Mitglieder, doch diejenigen aus dem Ostteil gingen mit dem Mauerbau verloren. Trotz vieler künstlerischer Erfolge – Peter Zadek, Luc Bondy und Claus Peymann inszenierten – verschärfte sich die finanzielle Lage in den 80er Jahren durch die Konkurrenz anderer Theatervereine. Nach der Wiedervereinigung wurden auch noch die öffentlichen Zuschüsse gestrichen, so dass der eigene Spielbetrieb 1993 ganz eingestellt werden musste und einige Jahre später sogar das Theater an der Schaperstrasse verkauft wurde. Es beherbergt heute die Berliner Festspiele.

Zum 125-jährigen Jubiläum werden unter anderem die Theaterwissenschaftler Erika Fischer-Lichte und Peter Sprengel Vorträge halten. Eine Ausstellung von Materialien aus dem Archiv, das heute von der Akademie der Künste verwahrt wird, soll zudem an die bewegte Vergangenheit des Vereins erinnern.

Mattes Lammert

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