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Kultur: 140 Millionen Dollar

Das teuerste Gemälde der Welt: Ein mexikanischer Investor kauft Pollocks Bild „Number 5, 1948“

Auf den einschlägigen Ranglisten der „teuersten Künstler“ und der „höchsten Aktionspreise“ taucht sein Name nicht auf. Und doch ist Jackson Pollock jetzt zum höchstbewerteten Künstler aufgestiegen. Nach – vorerst noch unbestätigten Berichten – hat der amerikanische Musik- und Filmproduzent, Milliardär und Kunstsammler David Geffen das 122 mal 244 Zentimeter große Hochformat mit der schlichten Bezeichnung „Number 5, 1948“ für 140 Millionen Dollar verkauft. Der Preis, so er denn stimmt, läge damit noch um fünf Millionen über dem erst kürzlich erzielten Weltrekord, den 135 Millionen Dollar, die Kosmetikerbe und Großsammler Ronald Lauder für Gustav Klimts berühmtes Porträt „Adele Bloch-Bauer I“ von 1907 gezahlt hat, das neue Starbild seines Privatmuseums „Neue Galerie“ in New York.

Der Grund, warum Pollock in den einschlägigen Listen nicht auftaucht, ist einfach: Es gibt keinen wirklichen Markt für Werke des vor genau 50 Jahren tödlich verunglückten Malers. Fast alle Arbeiten befinden sich in Museumsbesitz. Anders als bei Picasso, dem ewigen Megastar des Kunstmarktes, zirkulieren keine Werke. Nur eine Handvoll Gemälde befindet sich noch in Privatbesitz. Eine reguläre Preisbildung kann mithin bei Pollock nicht stattfinden. Die Superreichen, die sich Pollock als Nonplusultra leisten können, müssen unter der Vermutung entscheiden, die womöglich letzte Gelegenheit zu erhaschen.

Der jetzt mit Hilfe des Auktionshauses Sotheby’s getätigte Verkauf an den in New York lebenden mexikanischen Investor David Martinez lässt aufhorchen, weil Vorbesitzer David Geffen bereits mit einigen hochspekulativen Kunstkäufen aufgefallen ist. So erwarb er in den neunziger Jahren aus dem Bestand des auf Veranlassung des Schahs eingerichteten Teheraner Museums für zeitgenössische Kunst ein Gemälde von Willem de Kooning im Tausch gegen eine altpersische Handschrift. Derzeit stößt Geffen hochkarätige Werke ab – erst im vergangenen Monat erzielte er für zwei amerikanische Gemälde zusammen 143 Millionen Dollar. Vor drei Jahren ging das Gerücht, Geffen habe dem Museum auch dessen bedeutendes Pollock-Werk „Wandbild“ von 1950 abgekauft – für 105 Millionen Dollar, was seinerzeit Weltrekord bedeutet hätte. Das seit der Machtergreifung der Mullahs für die Öffentlichkeit geschlossene Teheraner Haus bestritt die Veräußerung.

Jackson Pollock (1912–1956) gilt seit Lebzeiten als Amerikas „Maler des Jahrhunderts“. Seine Drip Paintings, entstanden in der produktivsten Phase Ende der vierziger Jahre, markieren den Gipfel des Abstrakten Expressionismus – Arbeiten, in denen der Künstler sich frei von jedweder Einengung auf Komposition und Format buchstäblich auslebte. Die Tröpfelbilder wurden so zu Zeugnissen des Schaffensprozesses selbst, zum unverfälschten Ausdruck des Individuums. Durch seinen frühen Tod wuchs Pollocks Nachruhm ins Mythische. Entsprechend kauften die Museen auf, was immer sich in Privathand befand. David Geffens „Number 5, 1948“ ist zweifellos eines der Meisterwerke aus Pollocks Hoch-Zeit – und damit ein im Grunde preisloses, anders ausgedrückt jeden Preis wertes Kunstwerk.

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