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Klassiker im Kleinformat: Pixi-Bücher.

© dpa

60 Jahre Pixi-Buch: Puff Patta Puff

Zehn mal zehn Zentimeter: Pixi ist das erfolgreichste Buch-Kleinformat aller Zeiten. Wir gratulieren zum 60. Geburtstag eines Erfolgsmodells.

Neigt sich die Zeit der Bücher dem Ende zu? Wenn keiner mehr das „gedruckte Buch“ für einen Pleonasmus hält, dann ja. Dass aber nur ein gedrucktes Buch ein richtiges Buch ist und sein digitaler Ersatz „ein Unfug, ein Beschiss und ein Niedergang“, wie Deutschlands bester Typograf Friedrich Forssman jüngst urteilte, das scheinen nicht bloß die 200000 Käufer zu finden, denen etwa Christopher Clarks „Schlafwandler“ 40 Euro wert ist. Und all die, die jetzt Gabos Romane wieder aufblättern, anstatt sie zu scrollen. Und, ja, die Jüngsten. Für sie werden pro Jahr allein in Deutschland zwölf Millionen Exemplare des erfolgreichsten Kleinformats aller Zeiten erworben.

Aber sind Pixis richtige Bücher? Wo sie nur 20 Gramm wiegen und 24 bunte Seiten mit ziemlich wenig Text haben? Und Titel tragen wie „Miezekatzen“, „Puff-Pata-Puff“ und „Ich hab einen Freund, der ist Dachdecker“! Genauso gut könnte man fragen, ob Kinder richtige Menschen sind. Sie lieben diese Bücher in eben dem Format, das sie seit 60 Jahren haben. Der dänische Verleger Per Hjarald Carlsen hatte eine Idee aus Kanada zuerst in Kopenhagen ausprobiert, wo 1953 aus den „Kitten Tales“ die „Missekatte“ wurde. Gebunden, zu teuer. Am 29. April 1954 kam das erste deutsche Pixi-Buch heraus. Geheftet, 10 mal 10 Zentimeter, 50 Pfennige.

Bis heute sind gut 2000 Pixi-Titel erschienen

Die „Miezekatzen“ und sieben weitere Büchlein (bis heute kommen meist acht im Verbund heraus) starteten durch: Schon im ersten Jahr hatten sie eine Auflage von 100 000. Seither erschienen gut 2000 Titel, an denen entlang sich glatt eine Kulturgeschichte schreiben ließe. Da ist der Surrealismus von 1955, wo der Puppenzug Puff-Pata-Puff von den Gleisen abhebt und einer Meerjungfrau begegnet, deren Blöße ihre Haare züchtig bedecken. Da sind auch große Namen wie Franz Fühmann, der 1997 für Heft 847 den „Schneeseekleerehfeedrehzehwehteekessel“ ersinnt und selbst geübte Vorleser auf die Probe stellt. Oder, ja doch, Heidi Klum mit „Der kleine schwarze Wackelzahn“ (alles nachzulesen auf der Fanseite pixibuch.de).

Die Nummer 1 mit den "Mietzekatzen" ist am 29. April 1954 erschienen.
Die Nummer 1 mit den "Mietzekatzen" ist am 29. April 1954 erschienen.

© Pixi/Verlag

Am Beispiel der „Conni“-Bücher seit 1992 wird auch deutlich, wie gut sich Gleichberechtigung (das Mädchen lernt alles, auch Fußball) und Uniformität vertragen: Conni tut immer, was erwartet wird. Doch alle Entwicklungen der jüngsten 60 Jahre geraten im Kinderzimmer in ein wohltuend unhistorisches Durcheinander mit anderen Kleinformaten: Beltz & Gelberg, Ravensburger, Moewig sind Carlsen gefolgt. Nur nicht im Format: Das 10-Zentimeter-Quadrat ist den Pixis vorbehalten, von denen es ein paar auch gepixelt gibt: als App und E-Book. Wenn schon. Pixi bleibt ein Triumph des Buches, der Zukunft hat. Wann kommt das Pixi für Erwachsene?

Volker Hagedorn

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