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Kultur: 88 Prozent der Deutschen mögen Klassik Neue Nutzerstudie

der Körber-Stiftung.

Es ist das alte Problem mit dem halb vollen und dem halb leeren Glas: „Kaum Interesse an klassischer Musik“ lautet die Überschrift einer gestern veröffentlichten Forsa-Umfrage der Hamburger Körber-Stiftung. Im Dezember 2013 wurden 1006 Personen befragt: 88 Prozent gaben an, klassische Musik sei ein wichtiges kulturelles Erbe. Jeder Fünfte hat im vergangenen Jahr ein klassisches Konzert besucht, bei den unter 30-Jährigen war es jeder Zehnte.

Sind das nun schlechte Nachrichten? In dem Land, das sich rund ein Drittel aller weltweit aktiven Profiorchester leistet, steht fast die gesamte Bevölkerung hinter dem vermeintlichen Luxusgut – und 16 Millionen Menschen pro Saison gehen tatsächlich auch hin.

Das Problem haben also nicht die Veranstalter klassischer Musik, sondern die Auftraggeber der Studie. Sie sehen die neuen Zahlen und käuen doch nur die alten Vorurteile wieder. Da heißt es: „25 Prozent der Jungen finden die Atmosphäre in Konzerthäusern elitär.“ Mit anderen Worten: Drei Viertel finden die Atmosphäre nicht elitär. Weil sich die Ensembles seit Jahren wirklich anstrengen, ihre Inhalte verständlich zu vermitteln, Kultur für alle zu machen. Die Deutsche Orchestervereinigung hat errechnet, dass sich die Zahl der musikpädagogischen Aktivitäten in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. Allein 2011/2012 gab es in Deutschland 1139 Kinder- und Jugendkonzerte.

„84 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren“, schreibt die Körber-Stiftung weiter, „halten zwar klassische Musik für ein wichtiges kulturelles Erbe. Aber 56 Prozent von ihnen haben selbst keinen Kontakt mit klassischer Musik.“ Heißt im Umkehrschluss: 44 Prozent mögen und hören Klassik, spielen vielleicht sogar selbst ein Musikinstrument oder singen im Chor.

Das Geschäftsjahr 2013 endete im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt mit der besten Bilanz seit zehn Jahren. 324 Veranstaltungen lockten 158 100 Gäste an, im Vergleich zum Vorjahr stieg die durchschnittliche Auslastung damit noch einmal um acht Prozent auf insgesamt 80,4 Prozent. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf konnten seit 2011 um 20 Prozent gesteigert werden. Im hauptstädtischen Kulurbetrieb ist das Glas definitiv halb voll. Frederik Hanssen

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