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Simon van Geest macht Mut, einfach mal Dinge auszuprobieren.

© Illustration: Kerstin Mayer

Abenteuerroman für Kinder: Der Zufall entscheidet über den Erfolg

Ein Mutmachbuch von Simon van der Geest: Mut zur Freundschaft, Mut zum Flop - einfach mal alles ausprobieren

Für Ro ist völlig klar: Seine Mutter sitzt unschuldig im Gefängnis. Als Polarforscherin ohne Auftrag, hatte sie als Putzfrau in dem „Museum für fast brillante Erfindungen“ gearbeitet. Dann verschwand das Logbuch eines erfolglosen Polarforschers, und sie wurde wegen Diebstahls verurteilt. Sein Vater verkraftet die Situation noch schlechter als er. Nur alle zwei Wochen ist ein Besuch erlaubt. Beim dritten Mal schickt der Vater den Sohn allein zur inhaftierten Mutter. Dabei muss Ro erleben, wie sie von einer Wärterin schikaniert wird. Er fasst den Entschluss, sie zu befreien.

Bald hat er mit seinen Freunden Archie und Lela einen Plan entwickelt, der eigentlich kaum Aussicht auf Erfolg hat. Aber dann liegen ein riesiger Teppich, ein Korb, eine Spielzeugdrohne und sogar Helium im Wert von 20 000 Euro bereit. Trotzdem kommt es für alle am Ende ganz anders als gedacht – und das erweist sich auch als gut so …

In der kongenialen Übersetzung aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler liegt nun auch „Per Ongelukt!“ von Simon van der Geest unter dem Titel „Das geheime Logbuch, das magnetische Mädchen und eine fast brillante Erfindung“ in deutscher Sprache vor. Mit viel Charme und Witz in den Dialogen entfaltet der Autor darin eine Wundertüte, prall gefüllt mit verrückten Ideen und großem Erfindungsreichtum und höchst abenteuerlichen (Fast-)Erfolgen. Auch erste Verliebtheit ist dabei, und nicht zuletzt wird derWert der Freundschaft beschworen.

Allein das im Handlungszentrum stehende „Museum für fast brillante Erfindungen“ ist mit seinen insgesamt 127 Ausstellungsstücken ein wunderbarer Quell an Ideen – und gar nicht so verrückt, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn wie so oft entscheidet allein der knappe Zufall, ob etwas bahnbrechend oder zum Scheitern verurteilt ist. Und für beides wurde und wird nicht selten gleich viel Fleiß und Forschergeist aufgebracht.

So erweist sich dieses Buch nicht zuletzt als ein Mutmachbuch. Mut zur Freundschaft, auch wenn Mobbing droht, Mut eine Idee einfach mal umzusetzen, auch wenn ihr Gelingen nicht von vornherein feststeht, ja eigentlich ausgeschlossen ist. Und wenn es ein Flop wird? Egal, ohne Flops ist alles langweilig. Wie es ausgeht weiß man nie im Voraus. Man muss es einfach ausprobieren. Und dass Kinder für solche Versuche talentierter sind als Erwachsene versteht sich da von selbst.

Köstlich zum Beispiel gleich zu Anfang eine Szene mit dem von Archie entkernten elektrischen Rollstuhl seines Großvaters. Darauf sitzt der Junge dann, verkleidet mit Schnurrbart und gefärbten Haaren, um alsbald wegen einiger unglücklicher Umstände ungebremst ins Hafenbecken zu rollen. Platsch. Die hierzu wie auch für viele andere Szenen gefertigten Illustrationen von Kerstin Meyer setzen dem Ganzen dann noch das I-Tüpfelchen auf. Dieses so unterhaltsame wie weise Buch sollten jedenfalls viele Kinder lesen. Dass sie es am Ende als Flop abhaken, er scheint höchst unwahrscheinlich.

Simon van der Geest: Das geheime Logbuch, das magnetische Mädchen und eine fast brillante Erfindung. Übersetzt von Mirjam Pressler. Thienemann Verlag, Stuttgart 2017. 170 S. 11,99 €. Ab 10 Jahren.

Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Themenseite.

Ulrich Karger

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