zum Hauptinhalt
Karl May Spiele

© ddp

Abenteuerschriftsteller: Karl May-Nachlass nach Sachsen?

Feilschen um den literarischen Nachlass von Karl May: Das Land Sachsen bietet 3,5 Millionen Euro, der Bamberger Verleger Lothar Schmid verlangt 15 Millionen - somit gibt es kaum noch eine Chance, dass der Nachlass nach Sachsen, der Heimat des legendären "Winnetou"-Autors, zurückkehrt.

Der Verleger Lothar Schmid hatte die Höhe seiner Fordung für das einzigartige Archiv mit einer Schätzung begründet. Die von Sachsens Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) am Mittwoch genannte Summe bezeichnete er als Ablehnung seines Angebots, das er dem Freistaat vor drei Wochen unterbreitet hatte. "Das kommt für uns nicht in Betracht", sagte er. Aber die Frist laufe erst am Donnerstag (10. April) ab, es bestehe noch eine geringe Chance, hofft Schmid.

"Unser Angebot ist das, was ich verantworten kann", hatte Stange am Vormittag erklärt. Auch das Land hatte zwei Gutachten veranlasst, die Summen von einer Million Euro und sieben Millionen Euro ergaben. Schmid bezifferte den Wert des Archivs auf 30 Millionen Euro, sagte aber auch, dass er es der öffentlichen Hand zur Hälfte überlassen wolle. Die von Schmid angebotene Ratenzahlung oder eine Halbierung des Archivs sei für Sachsen nicht akzeptabel. "Uns liegt bis heute keine Bestandsliste vor", so die Ministerin. Keiner wisse, was die Hälfte des Nachlasses wäre und welche Bestände Schmid zurückbehalten würde.

Verleger will keine Stiftung gründen

"Wir hätten den unglaublichen Nachlass gern nach Sachsen gegeben", bedauerte Schmid. Sollte es bis Donnerstag keine Korrektur dieses Angebots geben, werde er sich mit den anderen Interessenten verständigen, kündigte Schmid an. Eine von der Ministerin in einem Brief an ihn angeregte Stiftung lehnt Schmid ab. "Das kommt für uns nicht in Frage", sagte er. May selbst habe seinen Nachlass einem gemeinnützigen Engagement zukommen lassen wollen, begründete Stange ihren Vorschlag in Dresden. Nachdem der Verlag über Jahrzehnte vom Werk des meistverkauften deutschen Schriftstellers profitiert habe, sei eine Stiftung bürgerlichen Rechts denkbar.

Die Stiftung und die Sächsische Landesbibliothek könnten einen Dauerleihvertrag abschließen und damit ordnungsgemäße Verwahrung und Bestandssicherung garantieren. Möbel und die Bibliothek befinden sich bereits am früheren Wohnort Mays Radebeul (Sachsen). Zum Rest des Nachlasses gehören unter anderem Manuskripte, Gedichte, Postkarten und Briefe. Der Chef der Sächsischen Landesbibliothek, Thomas Bürger, geht davon aus, dass noch ein Fünftel des ursprünglichen Bestandes vorhanden ist.

Weltberühmte Romanfiguren

Der in Hohenstein-Ernstthal geborene Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) verfasste mehr als 80 Romane, von denen etwa 60 weltweit in 36 Sprachen übersetzt wurden. Die Protagonisten, Indianerhäuptling Winnetou und sein späterer Blutsbruder Old Shatterhand, erlangten Weltberühmtheit. May hatte wesentliche Teile seines Gesamtwerkes in Radebeul verfasst, wo er von 1895 bis zu seinem Tod lebte. Der Verlag war zu DDR-Zeiten Anfang der 1960er Jahre von Radebeul nach Bamberg übersiedelt. (dm/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false