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Kultur: Ach, so weich

Das Mandelring Quartett lässt Brahms strahlen.

Einen Brahms ohne Wucht und Schwere präsentiert das Mandelring Quartett bei seinem letzten Saison-Konzert im Kammermusiksaal. Wie eine Sonne strahlt zwischen dem Streichquartett op. 67 in B-Dur und dem berühmten Klarinettenquintett op. 115 Haydns „Kaiserquartett“ in C-Dur, welches das Ensemble seinem raschen Fluss überlässt. Dem tänzerischen Kopfsatz kommt dies ebenso zugute wie dem Mittelsatz-Thema „Gott erhalte Franz den Kaiser“: Wohltuende Simplizität zieht sich durch alle Variationen, befreit den Hymnus von seinem Gepräge und den Hörer von Assoziationen.

Im Licht derselben Sonne erstrahlt Brahms: Der leichtfüßig klassische Haydn-Gestus fegt hier das gewohnte Pathos weg, das die emotionale Anstrengung der Brahms’schen Phrasenbildung nahelegt. Trotz seiner beredten Stimme im Vivace des Streichquartetts op. 67 zeigt sich Primus Sebastian Schmidt zurückhaltend: Dynamisch dezent überantwortet er dem silbern leuchtenden Timbre seines Tons die Führung – ein Wagnis, das sich bezahlt macht. Nur hin und wieder gehen reizvolle Kontraste wie die schnellen Wechsel und Überlappungen von Sechsachtel- und Zweivierteltakt ein wenig im Flachrelief unter. Optimal wiederum entfaltet sich dieser subtile Ansatz im Klarinettenquintett. So weich und nahtlos wie sich Laura Ruiz Ferreres’ Klarinettenklang mit dem Streicherklang legiert, wachsen auch die Sätze des von Milde und Reife gezeichneten Spätwerks zu einer wunderschönen Homogenität zusammen, die vor Melancholie glüht. Barbara Eckle

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