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Kultur: Achtung Papierstau!

Bernhard Schulz über das Faxverbot für den Deutschen Kulturrat

Wer im Kulturbetrieb kennt sie nicht, die endlos aus dem Faxgerät hervorquellenden Mitteilungen des Geschäftsführers des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann! Und nicht nur an einen Adressaten, nein – an jeden, dessen Anschlussnummer das Schicksal widerfuhr, in Zimmermanns Verteiler zu geraten! Wollten die mehr oder minder unfreiwilligen Empfänger dem Kulturrat ihre Papierkosten in Rechnung stellen – die Interessenvertretung aller Kulturschaffenden wäre im nämlichen Augenblick pleite.

Das muss auch der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages befürchtet haben, als er jetzt die weitere Bedienung des Zimmermann’schen Faxgerätes aus dem Etat strich. Immerhin 205 000 Euro erhält die Geschäftsstelle, also der apparatus zimmermannensis, aus dem Etat des Kulturstaatsministers. Gewiss, es klingt wie ein verfrühter Aprilscherz – aber wer die Faxwut des Geschäftsführers kennt, wird die Nachricht mit einem Seufzer der Erleichterung vernehmen. Doch Zimmermann weiß zumindest den Vorsitzenden des Bundestagskulturausschusses, Hans-Joachim Otto von der FDP-Opposition, hinter sich, der ihm mit der Warnung beisprang, demnächst könne „der Akademie der Künste das Telefonieren oder der Gedenkstätte Hohenschönhausen der Kauf von Briefmarken verboten“ werden.

Nun sind das vergleichsweise geringe Gefahren. Weder die Akademie noch gar die Gedenkstätte verfügen über Geschäftsführer, die 24 Stunden täglich am Puls der Kulturpolitik fühlen. Zudem steht Olaf Zimmermann das Internet offen, dessen er sich parallel zum Fax zu bedienen weiß – und so auch seine Klage über die mangelnde „Ernsthaftigkeit“ der Haushälter verbreitete. In der Tat kann es nicht Aufgabe des Bundestages sein, über die Details der Büroarbeit von Zuwendungsempfängern zu befinden. Ist nicht ein gewichtiges politisches System des 20. Jahrhunderts daran zugrunde gegangen, dass die Herrschenden bis zum letzten Hosenknopf alles reglementieren wollten? Lean management ist gefragt. Wer Zimmermanns Faxbeschuss nicht länger ertragen will, soll ihm lieber dessen Mitteilungen retournieren, bis ihm selbst das Papiergeld ausgeht. Mal sehen, was Olaf Zimmermann dann der Welt kundtut. Per Fax, versteht sich.

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