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Kultur: Ägypten?

Christiane Peitz entschlüsselt die Matrix von Nofretete Meine kleine Schwester, so viel Privates sei ausnahmsweise erlaubt, stellte, als sie noch wirklich klein war, mit hochgezogenen Augenbrauen häufig diese eine Frage. „Ägypten?

Christiane Peitz entschlüsselt

die Matrix von Nofretete

Meine kleine Schwester, so viel Privates sei ausnahmsweise erlaubt, stellte, als sie noch wirklich klein war, mit hochgezogenen Augenbrauen häufig diese eine Frage. „Ägypten?“, wunderte sie sich immer dann, wenn sie die Welt nicht mehr verstand.

Das, so viel hoch gezogene Augenbraue sei ausnahmsweise erlaubt, fragen wir uns heute auch. Seltsame Kunde dringt aus dem Land am Nil, mehr noch: eine ausgesprochen wilde NachrichtenMischung. Zum einen will Ägypten seine Nofretete wieder haben, jene 3000 Jahre alte Büste von Thutmosis selig, die seit bald 100 Jahren der Liebling aller Berliner ist. Weil das Ägyptische Museum die angeblich schönste Frau des Altertums für eine den Ägyptern nicht genehme Kunstaktion zweckentfremdet hat – wir berichteten. Die Büste wurde dafür nämlich kurzerhand auf eine Bronzestatue draufgesetzt, auf eine nackte Bronzestatue wohlgemerkt. Ägypten sieht so etwas gar nicht gern.

Die Zensurbehörde des Landes hat gerade noch etwas anderes verboten: „Matrix Reloaded“ darf in den ägyptischen Kinos nicht gezeigt werden – aus religiösen Gründen. Das 14-köpfige Zensurkomitee befand mehrheitlich, der Kassenschlager der Gebrüder Wachowski setze sich in einer dem Islam widersprechenden Art und Weise mit der Frage der Schöpfung auseinander – ganz zu schweigen von der darin gezeigten Gewalt. Normalerweise, sagen Ägypten-Kenner, stört sich Ägypten nicht an Gewaltszenen, jedenfalls nicht in Action-Filmen.

Das sind so Fragen: Gewalt oder Sex? Schöpfung oder Schönheit? Mensch oder Matrix? Original oder Kopie? Kleine oder große Schwester? Womit wir bei der dritten Nachricht wären, die sämtliche Zensurstreitigkeiten und kulturell-diplomatischen Verwicklungen in den Schatten stellt (siehe auch S.28). Die britische Forscherin Joann Fletcher hat nämlich die echte Nofretete gefunden, die Leiche der schönsten Frau des Altertums! „Noch nach 3000 Jahren,“ schreibt die Bildzeitung, „wirkt sie edel und schön“. Stimmt: Die hohen Wangenknochen, das markante Kinn, die sanft geschwungenen (und hochgezogenen) Brauen: Trotz Schädelverletzungen und Zahn der Zeit sind die Insignien des noblen Profils unschwer an der Mumie zu erkennen.

Vergessen Sie die Matrix. Wahre Schönheit lässt sich nicht simulieren und ist –über Kunstaktionen und andere Katastrophen hinweg – schlicht unkaputtbar. Ägypten? Wie geht es eigentlich Kleopatra?

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