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Akademie der Künste: Muschg wirft Handtuch

Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Adolf Muschg, hat überraschend seinen Rückzug bekannt gegeben. In der Einrichtung herrschten "Kunfusion" und "Dilettantismus", erklärte der 71-Jährige.

Berlin - Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Adolf Muschg, tritt vorzeitig von seinem Amt zurück. Das teilte die Akademie am Donnerstag überraschend mit. Gleichzeitig gab Muschg seine Entscheidung auf einer Mitarbeiterversammlung bekannt. Danach hat es unüberbrückbare Differenzen zwischen dem 71-jährigen Schweizer Schriftsteller und dem Senat der Künstlersozietät über die neue Satzung gegeben. Damit steckt die Berliner Akademie nach den jahrelangen Querelen um ihren Neubau am Brandenburger Tor erneut in einer schweren Krise.

Vor allem wurde laut Muschg der Umzug in den Neubau am Pariser Platz im vergangenen Mai - mit Bundespräsident Horst Köhler und dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder als Ehrengäste - nicht dafür genutzt, die Aktivitäten der Akademie stärker in die Öffentlichkeit zu tragen und ihren Beratungsauftrag auf politischer Ebene effektiver wahrzunehmen. Auch werde die Mitgliedschaft bedeutender in- und ausländischer Künstler nicht dafür eingesetzt, um aus der Akademie «eine Kulturinstitution mit nicht nur hauptstädtischem, sondern nationalem Anspruch» zu machen.

Musch bemängelte das Zusammenspiel innerhalb der Akademie und sprach sogar von «Konfusion» und «Dilettantismus». So sei ein mittleres Unternehmen mit über 150 Mitarbeitern, mehreren Immobilien und einem Jahreshaushalt von 18 Millionen Euro nicht zu führen. Eine Korrektur werde seit Jahrzehnten angemahnt, woran schon Präsidenten wie Günter Grass gescheitert seien. Muschg, der Mitglied der Literaturabteilung bleiben will, appellierte an die Akademie- Mitglieder, in letzter Minute das Steuer herumzureißen.

Muschgs dreijährige Amtszeit wäre im Mai 2006 zu Ende gegangen. Eine Wiederwahl hatte er bereits im Herbst von bestimmten Bedingungen abhängig gemacht. Vizepräsident Matthias Flügge führt bis zur Frühjahrsmitgliederversammlung die Geschäfte. Die Akademie nahm den Rücktritt «mit Bedauern und Respekt» zur Kenntnis. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), zu dessen Amtsbereich die Akademie seit Anfang 2004 gehört, sprach ebenfalls von «großem Bedauern» und betonte, dass sich Muschg außerordentlich verdient gemacht habe, auch als «Garant für einen reibungslosen Übergang dieser traditionsreichen Institution in die Trägerschaft des Bundes». (tso/dpa)

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