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Akademie der Künste: "Wir werden wieder ernst genommen"

Klaus Staeck ist seit einem Jahr Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Ein Gespräch mit dem 69-jährigen Plakatkünstler.

Bereuen Sie es schon, den Posten angetreten zu haben?

Nein. Ich habe in voller Kenntnis dessen, was mich erwartet, zugesagt. Es war dann allerdings in der Anfangszeit doch wesentlich mehr Arbeit, als ich vermutet hatte. Wir mussten aus der Krise, in der wir uns ohne Zweifel befanden und an der wir selbst einen nicht geringen Anteil hatten, wieder herauskommen. Die Berichte vor einem Jahr waren niederschmetternd. Die Fragen "Wofür brauchen wir die?" und "Wofür bekommen die noch Geld?" waren Fragen, die schmerzten.

Sind Sie jetzt raus aus der Krise?

Nach unserer Einschätzung ja. Es ist gelungen, spannende Veranstaltungen zu machen, die vom Publikum wahrgenommen werden. Wir haben 43 Prozent unseres Jahressolls schon in den ersten drei Monaten erwirtschaftet, sowohl was Besucherzahlen als auch Einnahmen angeht. Wir sind wieder ein anerkanntes Mitglied der Veranstaltungshäuser. Das waren wir vor einem Jahr nicht, da wurde alles in Zweifel gezogen, was wir machten. Jetzt werden wir wieder ernst genommen.

Wie haben Sie das geschafft?

Mit einer Öffentlichkeitsoffensive, zum Beispiel mit den Akademiegesprächen zu gesellschaftlichen Fragen. Uns wurde oft vorgeworfen, dass wir uns zu sehr mit uns selbst beschäftigen und kulturpolitisch zu wenig einmischen würden.

In welche kulturpolitischen Debatten haben Sie sich denn schon erfolgreich eingeschaltet?

Wir haben uns eingemischt in die Urheberrechtsdebatte, in die Auseinandersetzung um die Finanzierung der Goethe-Institute, in die Frage, wie kommt die Kultur noch im Radio und Fernsehen vor. Eine Daueraufgabe wird auch das Engagement gegen Rechtsradikalismus bleiben. Da haben wir auf vielfältigste Weise etwas getan und gehen auch in Schulen.

Was für Themen werden Sie künftig noch aufgreifen?

Zum Beispiel die Erinnerung an das Jahr 1968 - das hat damals in Ost, also Prag 68, und West auf unterschiedliche Weise Lebensläufe verändert. Wir wollen unsere Mitglieder fragen, wie diese gesellschaftlichen Umbrüche, aber auch die Illusionen - ich selbst bin kein 68er - künstlerische Entwicklungen beeinflusst haben. Was ist damals schon schief gelaufen, und was läuft heute schief? Wir werden uns dem Jahrestag mit heutigen Fragen nähern und an der Patina der historischen Verklärung kratzen.

Welche offenen Baustellen gibt es in der Akademie noch?

Wir dürfen uns nicht damit zufrieden geben, dass wir wieder eine respektierte Institution sind. Die Gesellschaft ist nicht in einem Zustand himmlischen Friedens. Ich bin immer noch auf der Suche danach, wie man das Kapital unserer Künstlersozietät und auch das großartige Archiv mit Kunstsammlung und über 900 Künstlernachlässen als Ort und Angebot für Forschung und Bewahrung noch besser in der Öffentlichkeit sichtbar machen kann. Wir haben einen internationalen Auftrag und können uns nicht nur auf Berliner Veranstaltungen beschränken. Es wird noch einige Mühe kosten, wenigstens deutschlandweit zu agieren.

Weiß der normale Bürger ausreichend, was Sie eigentlich machen?

Was heißt schon normal? Viele wissen von vielen Dingen nichts. Das ist leider so. Deshalb machen wir Angebote an alle interessierten Bürger. Wir sind nicht der sich selbst genügende Eliteclub, für den wir von manchen gehalten werden. Aus diesem Grund hat unser Haus am Pariser Platz auch eine Glasfassade. (Von Nadine Emmerich, ddp)

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