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Kultur: Allein zu zweit

Sie trägt ein grünes Kittelkleid. Ihre Haare hält ein Gummiband; die Schlappen an ihren Füßen haben bessere Tage gesehen.

Sie trägt ein grünes Kittelkleid. Ihre Haare hält ein Gummiband; die Schlappen an ihren Füßen haben bessere Tage gesehen. Lustlos fährt sie mit dem Staubtuch über ohnehin saubere Oberflächen, während im Hintergrund das Radio läuft. Plötzlich scheint sie aufzuhorchen und beginnt, sich langsam zum Rhythmus der Musik zu wiegen. Für Momente ist sie Tänzerin, glamourös und souverän.

"Satin Rouge" ist ein Film über ungelebte Sehnsüchte. Er erzählt von einer Mutter-Tochter-Beziehung, von Ehrbarkeit und doppelter Moral und natürlich von der Liebe. Lilia ist in den Vierzigern; sie kocht, putzt und strickt für ihre Tochter Salma. Als Nachbarn ihr erzählen, sie hätten Salma mit einem Mann gesehen, der als Trommler im Nachtclub arbeitet, begibt sich Lilia an den verbotenen Ort, um das Gerücht zu überprüfen. Sofort ist sie bezaubert von der Musik und den interessierten Blicken der Männer, kommt am nächsten Abend wieder und beginnt zu tanzen. Bald schon wird sie angestellt, und der Trommler macht ihr Avancen.

"Satin Rouge" ist das Debüt der jungen tunesischen Regisseurin Raja Amari. Eigentlich erzählt sie eine Geschichte der Ungleichberechtigung. Aber nie mit erhobenem Zeigefinger, eher als Aufforderung, seinen Träumen zu folgen. So schwelgt ihr Film in einem Rausch von Farbe, Licht und Musik, den ekstatischen Tänzen der Frauen und dem rhythmischen Klatschen des enthusiastischen männlichen Publikums. Gleichzeitig beobachtet Raja Amari mit scharfem Blick den sexistischen Alltag, in dem sie jede Menge komischer Momente entdeckt. Ein Film der Gefühle und der Selbstfindung, voller wunderbar anrührender Momente - eine Liebeserklärung an das Leben.

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