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Kultur: Alles im Plan

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zieht Bilanz.

Der Flughafenneubau ist schuld: Weil eine Tischlerei ihre Mitarbeiter kurzfristig dorthin schickte und die Arbeit am Lesesaal der Staatsbibliothek Unter den Linden unterbrach, gibt es eine mehrmonatige Verzögerung bei dessen ohnehin immer wieder verschobener Fertigstellung. So jedenfalls stellte es Stabi-Chefin Barbara Schneider-Kempf bei der gestrigen Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz dar. Nunmehr soll das Bauwerk im Herbst fertig sein, dann beginnt die „Einräumzeit“, und die sei „schwer zu kalkulieren“. Dafür hatte die Generaldirektorin auch gute Nachrichten parat: So habe der Bestand an gedruckten Einheiten dank 150 000 Zugängen jährlich „die Elf-Millionen-Grenze überschritten“. Und die digitale Nutzung boomt.

SPK-Präsident Hermann Parzinger hatte ansonsten ein solides Jahr 2011 zu bilanzieren. Er sei seinem „Ziel, die SPK als Forschungseinrichtung deutlicher zu positionieren und ihren Platz in der Wissenschaftslandschaft zu stärken, ein großes Stück näher gekommen“. Dazu hatte er sich jüngst bereits im Jahrbuch der Stiftung detailliert geäußert (Tsp v. 2.1.). Barbara Göbel, Direktorin des Ibero-Amerikanischen Instituts, verwies auf eine Studie des Wissenschaftsrates, derzufolge die Mehrzahl der ausländischen Wissenschaftler, die Deutschland besuchen, dies wegen der hiesigen Bibliotheken, Archive und Museen tut.

Der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Michael Eissenhauer, hatte einen leichten Rückgang der Gesamtbesucherzahl aller 17 Museen von 4,73 auf 4,62 Millionen zu berichten. Wirkliche Sorgen bereitet allerdings der Standort Dahlem, der weitere minus 20 Prozent und damit nur noch 100 000 Besucher zählt. Da blickte Eissenhauer lieber voller Stolz auf drei Publikumserfolge unter den Ausstellungen zurück: 780 000 bei der Ausstellung der Schätze von Tell Halaf auf der Museumsinsel, der das Publikum „sensationelles Interesse“ entgegenbringt, 250 000 bei „Gesichter der Renaissance“ im Bode-Museum – „absolute Kapazitätsgrenze!“ – sowie auch schon 400 000 in den ersten drei Monaten der „Pergamon“-Schau. Die Erfolgsserie soll sich fortsetzen mit der Ausstellung „Russen und Deutsche. 1000 Jahre Geschichte, Kunst und Kultur“, die nach der Erstpräsentation im Moskauer Historischen Museum Anfang Oktober im Neuen Museum auf der Insel eröffnet.

Einziger Wermutstropfen: Im Herbst muss der Nordflügel des Museums wegen der beginnenden Sanierung des Gebäudes geschlossen werden. Er nahm bislang die Sonderausstellungen auf. Und ab 2014 wird der Pergamon-Altar voraussichtlich drei Jahre lang wegen der Sanierungsmaßnahmen am Gebäude nicht mehr zugänglich sein.

Insofern also die übliche Bautätigkeit, die sich im neuen Jahr 2012 mit gut 90 Millionen Euro fortsetzen wird, geringfügig weniger als im vergangenen Jahr. Mittelumschichtungen aufgrund von Verschiebungen aber gibt es immer – wie beim Eingangsgebäude der Museumsinsel, der „James-Simon-Galerie“, wo zu Jahresbeginn nach langer Pause wieder Erdarbeiten eingesetzt haben. Eröffnet wird im Juni das Erweiterungsgebäude des Museums Berggruen, dazu im Herbst das Archäologische Zentrum in den „Museumshöfen“ am Kupfergraben.

Die Eröffnung des Humboldt-Forums hingegen wird nunmehr beiläufig auf 2019 terminiert. Interessant. Immerhin soll in der Stiftungs-Hauptverwaltung eine „Stabsstelle für Inhaltsfragen“ eingerichtet werden, die sich ausschließlich mit dem Humboldt-Forum beschäftigen wird; als ob das nicht von Anfang an hätte geschehen müssen. Aber Hermann Parzinger hat viele Baustellen zu meistern, und die besonnene Art, in der er das tut, verspricht für die Zukunft der Stiftung nur Gutes. Bernhard Schulz

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