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Kultur: Alles in Butter

Die Nominierungen zum Deutschen Filmpreis

Untergegangen sind sie nicht. Haben lieber auf den neunten Tag gewartet. Manchmal vielleicht den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Sich wie wilde Kerle betragen. Doch am Ende war alles in Butter, Verzeihung: Alles auf Zucker.

Ende gut, alles gut? Schon die Nominierungen zum Deutschen Filmpreis, der am 8. Juli in der Berliner Philharmonie verliehen wird, stehen in diesem Jahr unter besonderer Beobachtung. Kommen die Vorschläge doch zum ersten Mal nicht von einer von der Kulturstaatsministerin bestellten Jury, sondern von der 2003 gegründeten Deutschen Filmakademie. Alle Filmkünstler, die je den Filmpreis erhielten oder sich um die kulturellen Belange des deutschen Films verdient machten, befinden über die jeweils Besten des Jahrgangs. 648 Mitglieder hat die Akademie mittlerweile. Und der Kreis bleibt offen.

Das Arrangement – über die Nominierungen entscheiden die Fach-Sektionen, die Preisträger werden dann von allen gewählt – bringt unvermeidliche Doppelfunktionen mit sich. Stefan Arndt, Produzent von X-Filme und Vorstandsvorsitzender der Akademie, ist es bei Bekanntgabe der Nominierungen sichtlich peinlich, dass gleich zwei X-Produktionen für den besten Film vorausgewählt sind (schon die Nominierung ist in dieser Kategorie mit 250000 Euro dotiert): Dani Levys „Alles auf Zucker“ (mit zehn Nennungen bei 15 Kategorien der klare Favorit) und Oskar Roehlers sperriger, umstrittener Familienfilm „Agnes und seine Brüder“. Ansonsten handelt es sich um eine Vorauswahl, bei der der Vorwurf der Vorteilsnahme kaum zutrifft. Als beste Filme sind außerdem „Sophie Scholl“ und „Die fetten Jahre sind vorbei“ sowie Maren Ades bemerkenswertes Debüt „Der Wald vor lauter Bäumen“ dabei: ein Zugeständnis an die kleinen, feinen Produktionen.

Eichingers/Hirschbiegels „Untergang“ taucht hingegen fast gar nicht auf. Sicher, an Bruno Ganz als bestem Hauptdarsteller kam man nicht vorbei, Juliane Köhler und Corinna Harfouch sind als Nebendarstellerinnen im Rennen. Aber sonst: kein Drehbuch, kein Schnitt, keine Kamera, keine Kostüme, keine Musik, kein Szenenbild, keine Regie, kein bester Film. Fast demonstrativ reüssiert stattdessen Volker Schlöndorffs „Der neunte Tag“, ausgewählt in den Kategorien bester Film, Schnitt, Szenenbild, Tongestaltung, Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller (August Diehl und Ulrich Matthes). „Sophie Scholl“ und „Der Neunte Tag“: Für den Deutschen Filmpreis scheinen Opfer und Widerständler attraktiver als Täter.

Dass Julia Jentsch für „Sophie Scholl“ als beste Hauptdarstellerin nominiert werden würde, war nach dem Berlinale-Erfolg abzusehen. Hannelore Elsner ist für „Alles auf Zucker“ dabei und als Dritte im Frauenbunde, etwas überraschend, Jessica Schwarz für „Kammerflimmern“. Als bester Hauptdarsteller tritt neben Ganz, Matthes und Diehl natürlich Elsners Filmpartner an: Henry Hübchen als Jackie Zucker. Um den Dokumentarpreis wetteifern die Musikfilme „Touch the Sound“ und „Rhythm is it“, als Kinderfilme konkurrieren „Die wilden Kerle II“ mit „Lauras Stern“.

Es sei nicht weniger heiß diskutiert worden als in den Vorjahren, erklärt Staatsministerin Christina Weiss. Stefan Arndt legt nach: „Film ist nicht demokratisch.“ Immerhin: Es geht mit 2,9 Millionen Euro um viel Geld. Die fetten Jahre sind noch nicht vorbei.

Christina Tilmann

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