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In seinem Kriminalroman "Der fünfte Brief" schickt Arjen Lubach seine Protagonisten auf eine aufregende 24-Stunden-Schnitzeljagd durch Amsterdam.

© Rolf Brockschmidt

Amsterdam-Krimi: Rätsel und Schnitzel

Arjen Lubach hat einen aufregenden 24-Stunden-Krimi mit Tiefgang geschrieben. „Der fünfte Brief“ verspricht ein sehr überraschendes Ende.

Sieben Uhr, Maison Taciturne, Le Muy Provence – mit dieser Datumszeile beginnt Arjen Lubachs rasanter Kriminalroman „Der fünfte Brief“, um genau 24 Stunden später dort wieder zu enden. Aber Hauptort der Handlung ist nicht die beschauliche Provence, wohin sich Elsa Ruys mit ihrem Mann und dem Baby in den lang ersehnten Urlaub geflüchtet hat, sondern Amsterdam und Umgebung. Kaum ist das junge Paar im elterlichen Ferienhaus in Frankreich angekommen, erreicht Elsa ein Anruf der Polizei: Ihr Vater sei tot, sie müsse kommen.

Im nächsten Kapitel erzählt Lubach, wie eine geheimnisvolle Organisation ihrem Vater, Professor Ruys, der Spezialist für mittelalterliche Handschriften ist, einen ungebetenen Besuch abstattet. Sie sucht ein geheimnisvolles Dokument, das Ruys offensichtlich besitzt. Doch er lässt sich nicht erpressen, schweigt – und stirbt an einer Giftspritze.

Der dritte Schauplatz ist die Niederländische Zentralbank, deren Direktorin angesichts der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten ist. Auf ihrem Anrufbeantworter findet sich eine Nachricht von Professor Ruys, der einen sicheren Safe sucht.

Aus wechselnden Perspektiven entwickelt Lubach seinen Krimi, der zunächst offenlässt, wie die einzelnen Handlungsstränge und Personen zusammenhängen. Elsa Ruys vertraut sich den Polizisten an und erzählt diesen, dass er es liebte, seiner Tochter Rätselaufgaben zu stellen. Das erinnert an Dan Brown. Aber Lubach setzt die Rätselaufgaben des verstorbenen Vaters äußerst clever ein – und die Tochter versteht sie und löst sie Stück für Stück, weil sie weiß, wie der Vater tickt. Sie erlebt bei dieser höchst intensiven kriminalistischen Schnitzeljagd durch Amsterdam höchst unangenehme Überraschungen. Vertrautes gerät ins Wanken, Sicherheiten zählen nicht mehr. Sie kann sich nur auf das innige Verhältnis verlassen, das einst Vater und Tochter verband.

Ein Kriminalroman mit verblüffendem Finale.
Ein Kriminalroman mit verblüffendem Finale.

© btb

Arjen Lubach, der einer der prominentesten Comedians der Niederlande ist, hat mit „Der fünfte Brief“ einen erstaunlich seriösen, atemberaubenden Kriminalroman geschrieben, der überraschende Einsichten bereithält und daher schwer zu beschreiben ist, ohne zu früh zu viel zu verraten. Wer aufmerksam liest und sich in der niederländischen Geschichte auskennt, kann schon zu Beginn ahnen, worum es geht.

Lubach erzählt brillant und steigert durch die häufigen Orts- und Perspektivwechsel und die präzisen Zeitangaben die Spannung im höchsten Maß. Was die Direktorin der Niederländischen Zentralbank und ein bekannter Fernsehmoderator, ein Freund von Professor Ruys, mit dem Fall zu tun haben, ist kunstvoll miteinander verwoben. Das fulminante Finale mit seinem dramaturgischen Höhepunkt in der Provence ist geradezu ungeheuerlich.

Arjen Lubach: Der fünfte Brief. Ein Amsterdam-Krimi. Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. btb Verlag, München 2016. 384 Seiten, 9,99 €.

Arjen Lubach liest am 13. November 2016 um 20 Uhr in der Galerie des Café Brel, Savignyplatz 1, 10623 Berlin. Tickets 10 / 6 Euro.

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