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Applaus, Applaus. Ingvild und Stephan Goetz sowie Chris Dercon in der Konrad-Adenauer-Stiftung klatschen dem Mahler Chamber Orchestra.

© KAS/Juliane Liebers

Chris Dercon bei der Adenauer-Stiftung: Eine Rede, die Berlin zu denken geben könnte

Der Volksbühnen-Intendant in spe hat in der Adenauer-Stiftung eine Rede auf die Sammlerin Ingvild Goetz gehalten, die Berlin zu denken geben könnte.

Einmal im Jahr ehrt die Konrad-Adenauer-Stiftung eine Persönlichkeit des Kulturlebens im deutschsprachigen Raum. In der Vergangenheit waren das Gert Voss, Anne-Sophie Mutter oder John Neumeier, diesmal ist die Kunst an der Reihe, eine große Sammlerin soll die Hommage erfahren: die Münchnerin Ingvild Goetz. Mit ihrer Videokunst-Kollektion ist sie eine Pionierin, als Mäzenin ein Vorbild, viele Museen Bayerns profitieren von ihren Gaben, als Humanistin engagiert sie sich mit sozialen Projekten auf der ganzen Welt.

Die Ehrung ist wahrhaftig verdient, die Stimmung im ovalen Rund des Veranstaltungssaals gehoben. Der harte Kern der Berliner Kunst- und Kulturfamilie, wie Bundestagspräsident Norbert Lammert die geladene Schar in seiner Eröffnungsrede nennt, feiert sich immer auch ein wenig selbst bei solchen Gelegenheiten. Nur haben sich erstaunlich wenige Sammlerkollegen eingefunden, als gäbe es sie kaum in der Stadt. In Berlin sind sie tatsächlich weit spärlicher gesät als im Südwesten der Republik, so dass der Ehrengast importiert werden muss. Umso zahlreicher sind die örtlichen Galeristen vertreten und machen der Sammlerin ihre Aufwartung. Dass sie scharfe Kritik an der Kapitalisierung des Kunstmarktes zu hören bekommen, nehmen sie hin.

Ingvild Goetz gibt den Berlinern zu denken

Die Schelte kommt von Chris Dercon. Der designierte Volksbühnen-Intendant, gibt den Laudator. Ingvild Goetz und er kennen sich seit Dercons Münchner Tagen, als er vor seinem Engagement bei der Tate modern in London noch das Haus der Kunst leitete. Wegen seines Wechsels zum Theater hat es in Berlin gekracht.

Geschickt spinnt der Festredner die Fäden zwischen München, London und Berlin. Die Sammlerin hatte 1989 das damals noch junge Architekturbüro Herzog & de Meuron mit einem Hausmuseum beauftragt. Den gleichen markanten Architrav setzten die Architekten später auch dem Londoner Kraftwerk aufs Dach, um daraus ein Museum zu modellieren. Mit Verspätung kommt dieser rurale Futurismus nun nach Berlin, kann sich Dercon als Verweis nicht verkneifen.

Auch Ingvild Goetz gibt den Berlinern an diesem Abend zu denken: „Chris, wir vermissen dich sehr in München.“ Sollte dieser geistvolle Redner, dieser sprühende Kopf, der in München, London und zuvor Rotterdam erfolgreich war, vielleicht doch der Richtige für diese streitlustige Stadt sein? Die Münchnerin Goetz versteht die ganze Aufregung nicht: Lasst ihn doch erst einmal machen. Und: So behandelt man keinen Ausländer, der gerade angekommen ist!

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