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Kultur: Auf der Woge der Malerei Junge Kunst bei

Sotheby’s und Christie’s

Londons Auktionshäuser lassen sich bei ihren Herbstauktionen von den Wogen der Frieze Messe tragen und setzen ganz auf die Gegenwartskunst. Christie’s wird die Sammler bereits am Sonntagabend zur Auktion bitten – und offeriert so junge Kunst wie noch nie: Es wird reichlich Rekorde geben, schon allein weil Arbeiten von Tim Eitel oder Matthias Weischer bisher noch nie versteigert wurden. Auch der Pole Wilhelm Sasnal, einer der allgegenwärtigen Stars der Frieze, dessen feine, kleine Malerei „Two Men throwing Bombs from a Balloon“ die Auktion eröffnet (Schätzpreis 18000–22000 Pfund), hat praktisch keine Auktionsgeschichte.

Das Marktkarussel dreht sich so schnell wie nie: Tim Eitels Bild „Mondrian Blau/Weiß“ wurde von dem deutschen Einlieferer 2002 in der Stuttgarter Galerie Rainer Wehr gekauft und wird nun mit 25000 bis 35000 Pfund bewertet. Matthias Weischers kaltblaues, etwas unheimliches Interieur wurde erst 2003 gemalt, hat seitdem schon zweimal den Besitzer gewechselt und wird nun auf 18000 bis 22000 Pfund geschätzt. Doch die Wartelisten sind lang, und der Preis wird wahrscheinlich darüber liegen. Noch höher bewertet werden Dirk Skreber, dessen Bild „Untitled (House)“ auf 80000–120000 Pfund geschätzt ist, Eberhard Havekost („Videoferien“, 30000–50000 Pfund) und Daniel Richter, der mit einer starken Abstraktion vertreten ist (50000–70000 Pfund).

Heizen die Auktionshäuser die Preise an oder springen sie auf einen fahrenden Zug auf? „Wir folgen dem Trend, den Galerien und Sammler gestartet haben“, sagt Christie’s-Expertin Katrin Burton. Wobei amerikanische Sammler, wie etwa die Rubell-Familie in Miami, schon lange deutsche Malerei kaufen, allein wegen ihrer Qualität, weiß Burton.

Der Kreis der vom Trend erwählten Künstler ist klein. So nimmt sich Sotheby’s Angebot am 24. Oktober fast identisch aus, eine Huldigung an Leipziger Malertalente: Havekosts eleganter D-Zug (40000–60000 Pfund), Frank Nitsche, Neo Rauch, bevor man dann mit Kunst der Sechzigerjahre aus dem Nachlass von Wolfgang Hahn, Kölner Restaurator und Berater der Sammlung Ludwig, in „historische“ Gefilde gelangt. Die höheren Umsätze wird man in London in dieser Woche allerdings mit italienischer Kunst machen: Es hat sich herumgesprochen, dass es für die jahrelang von den Sammlern übersehene Arte Povera Nachholbedarf gibt: Hervorragendes Material kommt nun auf den Markt und wird, wie könnte es anders sein, Rekordpreise erzielen.

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