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Kultur: Aufbruchstimmung, ergebnislos

Die Stätte war symbolisch gewählt und sollte Signalwirkung haben: Das Projekt "Bündnis für den Film" wurde in der Medienstadt Potsdam-Babelsberg geboren.Ein Ort mit Kinotradition und einer der wichtigsten deutschen Film- und Fernsehproduktionsplätze.

Die Stätte war symbolisch gewählt und sollte Signalwirkung haben: Das Projekt "Bündnis für den Film" wurde in der Medienstadt Potsdam-Babelsberg geboren.Ein Ort mit Kinotradition und einer der wichtigsten deutschen Film- und Fernsehproduktionsplätze.Darüber hinaus die Stelle, an der vor einigen Monaten der damalige Kanzlerkandidat Gerhard Schröder erstmals den heutigen Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) präsentiert hatte.Naumann kehrte nun nach Babelsberg zurück, um seine Initiative in die Tat umzusetzen, die er bereits im Februar am Rande der Berlinale angekündigt hatte: das "Bündnis für den Film" - in Anlehnung an das "Bündnis für Arbeit".Über 60 Exponenten der Filmbranche hatte er dazu am Freitag und Samstag nach Potsdam eigneladen - ein "Mini-Parlament" des Films, wie es der Regisseur Volker Schlöndorff nannte, mit Naumann als selbsternanntem Moderator.Neben Regisseuren wie Uwe Janson und Reinhard Hauff sowie Produzenten wie Stefan Arndt und Regina Ziegler erschienen Vertreter der öffentlich-rechtlichen und der privaten Fernsehanstalten, der Filmfördergremien, der Filmwirtschaft sowie der Medienbeauftragte und Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Rezzo Schlauch, und die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Elke Leonhard (SPD).

Auf der Pressekonferenz sagte Schlöndorff am Samstag, man habe sich endlich mit der Zukunft des deutschen Films befaßt, anstatt nur zu lamentieren.Es herrsche Aufbruchstimmung.Kulturstaatsminister Naumann betonte, das Treffen sei vom Gesprächsklima her ein "außerordentlicher Erfolg" gewesen.Und Friedrich Carl Wachs vom Studio Babelsberg sagte: "Es gab keine Egoismen und regionalen Partikularinteressen, sondern ein offenes Gespräch." Greifbare Ergebnisse sind jedoch nicht herausgekommen, was nach dem ersten Treffen auch nicht zu erwarten war.Die Ziele sind hochgesteckt: Es geht um die dauerhafte Stärkung des deutschen und europäischen Films.In diesem Zusammenhang beklagte Naumann den hohen Anteil der amerikanischen Filme in Deutschland."Ich bin aber, anders als meine französischen Kollegen, gegen eine Quotenregelung", so Naumann.Mit einer Geschmackshoheit der Staaten käme man in Teufels Küche.Konkrete Maßnahmen sollen statt dessen zu einer besseren Koordinierung und Vereinfachung der Filmförderpolitik in Deutschland führen.Derzeit gibt es neben der Filmförderungsanstalt FFA des Bundes sechs große Fördergremien der Länder.Eine Arbeitsgruppe wurde eingesetzt.Zudem soll das Filmförderungsgesetz im Herbst überarbeitet werden.Naumann will sich außerdem in Brüssel dafür einsetzen, daß die verwirrende Filmpolitik der EU-Kommission klarer wird.Ein dritter wichtiger Punkt war die Stärkung der knapp 2000 unabhängigen Produzenten in Deutschland.Vereinfacht gesagt, geht es darum, das Gewicht der Fernsehanstalten bei Filmprojekten zurückzufahren, um unabhängigen Produzenten mehr Freiräume zu ermöglichen.Eine Arbeitsgruppe soll bis September Vorschläge erarbeiten.Wichtig ist: Naumann wird offensichtlich von der Filmbranche als Vermittler akzeptiert.Ein vages, aber erfreuliches Signal ist von Babelsberg ausgegangen: Die tun was.Immerhin ein Anfang.Im Herbst soll in München weiterdiskutiert werden.

JULIAN HANICH

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