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Kultur: Aus den Tiefen des Archivs

MUSIK

Heute wäre Pilar Lorengar 75 Jahre alt geworden. Viel zu früh, im Juni 1996, starb die Sängerin – doch fast jeder, der im Nachkriegs-Westberlin regelmäßig in die Oper ging, wird sich noch an die attraktive Spanierin erinnern: Es war Carl Ebert, der sie 1956 beim Glyndebourne Festival entdeckte und nach Berlin holte. Mehr als 35 Jahre lang gehörte sie zum Ensemble der Deutschen Oper, wurde immer wieder vom Publikum gefeiert, zuerst für ihre Mozart-Rollen, später dann vor allem als Puccini-Heldin. Pilar Lorengar war Berlins Mirella Freni – denn mit dem Timbre ihrer italienischen Konkurrentin konnte sich die Sopranistin aus Saragossa durchaus messen, wie jetzt ein Geburtstags-Doppelalbum beweist. Aus den Archiven der Decca steigt die Stimme der Lorengar noch einmal in ihrer ganzen Schönheit auf, hell strahlt die Höhe 1966 als Mimi, unwiderstehlich ihre Magda aus Puccinis „Rondine“, mädchenhaft doch nie puppig. Eine Lyrische mit Leidenschaft war sie von Anfang an, eine Interpretin, die sich den Rollen hingab. Ob als „Carmen“-Michaela, „Figaro“-Gräfin oder Tosca, ihre Figuren sind stets erfüllt von menschlicher Wärme, haben ehrliche emotionale Tiefe. Grandios auch ihre Einspielungen des spanischen Repertoires, vertreten mit Liedzyklen von Granados (mit Alicia de Larrocha am Klavier), Szenen aus de Fallas „Vida Breve“ und Turinas opernhaftem „Canto a Sevilla“. Schade nur, dass sich auf den beiden, mit je 77 Minuten Spieldauer randvollen CDs, keine Einspielung mit dem Orchester „ihrer“ Deutschen Oper findet.

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