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Kultur: Aus der Kulisse

Altstar (I): „Horst Buchholz ... Mein Papa“

Kein Journalist interviewt gern kapriziöse Stars, die Interviews nicht mögen. Findet dieses Gespräch auch noch vor laufender Kamera statt, benötigt der Fragesteller besonders starke Nerven. Maximilian Schell hatte sie, als er die 80-jährige Marlene Dietrich interviewte, und das Ergebnis war hinreißend.

„Horst Buchholz… Mein Papa“ ist ein paar Nummern kleiner geraten, doch die gespannte Stimmung ist vergleichbar. Horst Buchholz, als junger Mann ein Narziss, blickt uneitel auf seine Karriere zurück; er redet nur widerwillig über seine Vergangenheit – nicht weil er etwas zu verbergen hätte, sondern weil er keinen Nutzen darin sieht, alte Geschichten aufzuwärmen. Der Interviewer hat den Vorteil, sein Sohn zu sein; dennoch gelingt es Christopher Buchholz nicht, den „Halbstarken“, Romy-Partner und Letzter der „Glorreichen Sieben“, aus der Reserve zu locken. Umso freimütiger redet die französische Schauspielerin Myriam Bru über ihre 45-jährige, glückliche, distanzierte Ehe mit dem Star, den sie 1958 bei Dreharbeiten kennen gelernt hatte. Bru sieht souverän über die Untreue ihres bisexuellen Gatten hinweg. Was sie ihm hingegen nie verziehen hat, war sein Mangel an Ehrgeiz. Er erlaubte sich den Luxus, Visconti einen Korb zu geben, und verlor dadurch zwei Rollen an Alain Delon. Er sollte auch in „West Side Story“ die Hauptrolle spielen. Die wenigen Filmausschnitte, die Christopher Buchholz und seine Partnerin Sandra Hacker finanzieren konnten, zeigen einen ungewöhnlich intensiven, kreativen Schauspieler, der noch berühmter hätte werden können.

Doch immerhin: Aus dem unehelich geborenen Berliner Jungen wurde ein internationaler Star, der – außer Skandalen – nichts ausgelassen hat: Hollywood, Broadway, Autorenfilm (Wenders, Benigni). Ein echter Gentleman. Und der genießt und schweigt.

Eiszeit, FK 66, Hackesche Höfe, Kant

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