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Nostalgisches Ambiente im "Miller".

© Miller

Ausgehen: "Miller" in der Urbanstraße: Durch die Schlieferschleifen der Mosel trinken

Nostalgischer Charme und guter Wein: In der Weinbar "Miller" in der Urbanstraße geht es um echte Leidenschaft.

Typischer Nachrichtenaustausch auf einem Nachbarschaftsportal: „Weiß einer, was eigentlich aus dieser Baustelle werden soll?“ – „Da, wo mal der Trödelladen drin war?“ – „So ne schnieke Weinbar bauen die da!“ Und dann folgen Kommentare, die nicht recht wissen, ob man sich nun freuen soll über den weggeblasenen Staub oder ob nun umgehend der komplette Ausverkauf des Viertels droht. Nur, weil endlich mal jemand einen ordentlichen Wein ausschenkt. Nach dem Bremsversuch bei der explodierenden Ferienwohnungsvermietung steht plötzlich die Weinbar im Zentrum der Gentrifizierungsängste von Berlin.

Wen derartige Gefühle umtreiben, der findet im Miller in der Urbanstraße 126 – in trauter Nachbarschaft zum Bierhaus Urban – einen sanften, sicheren Hafen. Vor der Eröffnung ist das italienischniederländische Betreiberduo viele Monate durch die Stadt gezogen, dahin, wo es in Hinterzimmern neue Weine zu verkosten gibt, die noch ihr Publikum suchen. Immer hatten sie selbst Flaschen unterm Arm und wollten wissen, was andere dazu denken. Teile und lerne. Dass nebenbei eine eigene Weinbar entstehen sollte, wurde über die Zeit beinahe zu einem drinking gag.

Guter Wein und ausgefallener Käse im "Miller"
Guter Wein und ausgefallener Käse im "Miller"

© Miller

Doch nun ist das „Miller“ tatsächlich da, hat den Trödel verdrängt, ohne dabei den Ladenraum um seinen nostalgischen Charme zu bringen. Das passt, schließlich sind die beiden Barhüter auf der Suche nach dem Ursprünglichen, nach Weinen, die nicht oberflächenveredelt und dabei vollkommen trostlos sind wie viele neue Stadtquartiere. Bei „Miller“ geht es um echte Leidenschaft, ohne Make-up oder akademische Firewall. Die Weine werden leise und mit einer feinen Neugier darauf ausgeschenkt, was der Gast wohl schmecken mag. Die Karte konzentriert sich auf „low-tech wine“: Man kann sich wunderbar durch die Schieferschleifen der Mosel trinken und auch mal zu den gereiften Flaschen vom Weingut Müllen hinübergleiten.

Die flüssige Avantgarde ist in ihrem Herzen herrlich altmodisch, wie etwa der fabelhafte Essensbegleiter „Faia“, ein Chenin Blanc von der Loire oder der hellwache Barbera von Ternavasio aus dem Piemont. Zum Wein gibt es wechselnde hausgemachte Pasta und kleine Gerichte, die von wenigen gradlinigen Produkten leben. Dazu sehr guter und ausgefallener Käse. Wenn das die Zukunft der Stadt ist, können wir erleichtert aufatmen.

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