zum Hauptinhalt

Ausstellung: Bauhaus-Schätze in Dessau

Die Arbeiten des Bauhaus Dessau kehren zum Ort ihrer Entstehung zurück. Eine Dauerausstellung gibt ab Freitag Einblick in das Wirken der berühmten Schule.

Sie entwarfen Bushaltestellen und Häuser, aber auch Teekannen oder raffinierte Papierskulpturen. Viele Arbeiten der Schüler und Lehrer der "Hochschule für Gestaltung" in Dessau - besser bekannt als Bauhaus - gelten Jahrzehnte nach ihrer Entstehung als Klassiker der Moderne. Nun sind sie erstmals am Ort ihrer Entstehung in Sachsen-Anhalt dauerhaft zu sehen: In der einstigen Tischlereiwerkstatt des frisch sanierten Bauhaus-Gebäudes in Dessau wird an diesem Freitag eine Dauerausstellung eröffnet, die einen Einblick in das Wirken der berühmten Schule in den Jahren 1925 bis 1932 gibt.

"Die Werkstätten sind im Wesentlichen Laboratorien, in denen vervielfältigungsreife, für die heutige Zeit typische Geräte sorgfältig im Modell entwickelt und dauernd verbessert werden", schrieb der Architekt Walter Gropius (1883-1969) im Jahr 1926. Er hatte das Bauhaus 1919 in Weimar gegründet. Mangels Unterstützung und aus politischen Gründen zog es wenige Jahre später nach Dessau. Am 4. Dezember 1926 wurde das nach den Plänen von Gropius errichtete Gebäude aus Glas, Beton und Stahl eröffnet. 1932 musste es unter Druck der Nazis schließen.

Weltkulturerbe seit 1996

Seit 1996 gehört das Bauhaus, unterdessen Sitz der Stiftung Bauhaus Dessau, zum Unesco-Weltkulturerbe. Es ist Ziel von jährlich 80.000 Besuchern. Nach zehn Jahren Sanierung, die 17 Millionen Euro kostete, konnten nun rund 200 Schätze aus dem Magazin ans Licht der Öffentlichkeit geholt werden: Papierfaltarbeiten, Drahtplastiken, Fotografien, Zeichnungen, Skizzen, Collagen, Montagen, Möbel und Gebrauchsgegenstände des Alltags. Insgesamt 25.000 Objekte zählen derzeit zum Kunstgutfundus der Stiftung Bauhaus Dessau. "Zusammengetragen wurden sie seit 1976", berichtet die stellvertretende Direktorin Kirsten Baumann. Damit sei es die jüngste Bauhaus-Sammlung in Deutschland. Auch in Berlin und Weimar werden Freunde des Bauhauses fündig.

Die Dessauer Schau konzentriert sich auf Unterrichtsarbeiten. "Wir wollen das Interdisziplinäre der Schule in den Vordergrund stellen", sagt Baumann. Dazu sagte Gropius selbst: "Das Bauhaus will einen neuen, nicht vorhandenen Typ von Mitarbeiter für Industrie und Handwerk heranbilden, der Technik und Form in gleichem Maße beherrscht." Die Besucher können dies am Beispiel der Arbeiten von vier Bauhausschülern nachvollziehen. Von Marianne Brandt etwa sind Textilentwürfe, ein Aschenbecher mit dreieckiger Deckelöffnung aus Neusilber und Bronze, Fotos und ein Skizzenheft mit Entwürfen für gebogene Stühle zu sehen.

Von Gropius bis van der Rohe

Auch eine Sonnenstandsberechnung, ein Studienblatt aus dem Unterricht in Darstellender Geometrie, der Entwurf eines achtgeschossigen Wohnhauses und eine Analyse über den Garten als Erweiterung des Wohnraums werden gezeigt. Drei große Vitrinen sind den drei Dessauer Bauhaus-Direktoren gewidmet. An der Martin Gropius-Vitrine läuft ein von ihm in Auftrag gegebener Werbefilm über sein eigenes Dessauer Wohnhaus, das mit allerlei technischen Raffinessen ausgestattet war. Auf Gropius folgte von 1928 bis 1930 Hannes Meyer, dessen Motto "Volksbedarf statt Luxusbedarf" lautete. In den letzten Dessauer Bauhaus-Jahren saß Mies van der Rohe auf dem Direktorensessel. Ausgestellt werden die von ihm entworfenen Sitzmöbel "Freischwinger" und "Barcelona-Sessel". Von Sophia-Caroline Kosel, dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false