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Ausstellung: Picasso in Love

Picasso wollte sie nicht auf die Reise schicken, doch jetzt kommen die Arbeiten seiner glücklichsten Schaffensperiode doch. Das Graphikmuseum in Münster zeigt über 120 der exklusiven Werke aus Antibes.

Münster - Das Flair der Côte d'Azur und die Liebe zu seiner jungen Muse Françoise Gilot prägten die wohl glücklichste Schaffensperiode Pablo Picassos. Mehr als 120 Gemälde, Skulpturen und Keramiken dieser Zeit - entstanden zumeist im Spätsommer 1946 im südfranzösischen Antibes - sind von Ostern an vier Monate lang in Münster zu sehen. Das Grafikmuseum Pablo Picasso ist die vierte Station auf einer Weltreise der Werke, die erst mit einer umfänglichen Sanierung des "Château Grimaldi" in Antibes möglich wurde. Denn: "Wer Antibes-Picassos sehen will, soll nach Antibes kommen", hatte der spanische Meister (1881-1973) nach einer Überlieferung einst verfügt.

"La joie de vivre" (Lebensfreude) ist nicht nur der Titel eines der großformatigen Picasso-Bilder, sondern auch Leitmotiv der Ausstellung in Münster. Farbenfrohe Bilder mit tanzenden und musizierenden Faunen, Zentauren und anderen Wesen aus der antiken Mythologie, weiblich anmutende Tier-Zeichnungen, Schalen, Vasen und Skulpturen bestimmen die Schaffenszeit des damals Anfang 60-jährigen Picassos.

Hommage an Geliebte

"Diese zwei Monate in Antibes als eigene Stilperiode Picassos zu sehen, ist sicher überzogen", betont der eigens zur Ausstellungseröffnung angereiste Museumsdirektor von Antibes, Jean- Louis Andral. Dennoch: Picassos Stil der Nachkriegsjahre an sich sei geprägt von neuen Impulsen und unbeschwerten Motiven. Zudem wagt er sich an neue künstlerische Darstellungsformen wie das Töpfern.

Die Werke dieser äußerst schöpferischen Lebensphase, die sich in den Antibes-Bildern und -Keramiken widerspiegelt, erscheinen "als eine Hommage an das Mittelmeer und die Antike, vor allem aber als Huldigung an die junge Geliebte", kündigt das Münsteraner Museum an. Auf die engen Kontakte seines Direktors Markus Müller zum "Musée Picasso" in Antibes geht die Zwischenstation in Münster zurück. Zuvor waren die Werke bereits in Málaga, der Geburtsstadt Picassos, sowie in Barcelona und Venedig zu sehen.

Kreativität durch Materialmangel

Als Picasso sich 1946 vorübergehend im "Château Grimaldi" niederließ, waren die Folgen des Zweiten Weltkriegs auch an der Côte d'Azur spürbar: "Es herrschte Materialmangel. Weil es keine Leinwände gab, besorgte sich Picasso im nahen Hafen Faserzement- Platten und Sperrholz. Gemalt hat er unter anderem mit Bootslacken", sagt Müller zu den ungewöhnlichen Arbeitsumständen des Meisters. Picasso machte sich den Mangel zu eigen und so Holzmaserungen zu Elementen der Bildkomposition.

Die Motive sind vom typisch abstrakten Picasso-Stil geprägt: Marktfrauen, Seeleute und Meerestiere wie Seeigel und Fische werden reduziert auf einfache, oft geometrische Formen, eingefasst von warmen, mediterranen Farbtönen. Die Ausstellung wird ergänzt durch Atelierfotos des französischen Fotografen Michel Sima, die dem Besucher seltene Einblicke geben in Picassos Art zu malen und in einzelne Etappen der Bildentstehung.

Nach Münster, wo die Werkschau bis zum 12. August zu sehen sein wird, gehen die Bilder weiter nach Übersee ins kanadische Québec, bevor 2008 das Museum in Antibes wiedereröffnet wird.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10.00 - 18.00 Uhr Freitag 10.00 - 22.00 Uhr Samstag, Sonntag, Feiertage 10.00 - 19.00 Uhr, Oster- und Pfingstmontag geöffnet, sonst Montags geschlossen (tso/ddp)

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